Extreme Raueislage im Bereich um Freiberg Anfang Januar 2021

 

Am 03.01. des neuen Jahres stellte sich eine winterliche Wetterlage in Folge von Tief Ahmet ein. Bereits in den Nachtstunden zum 03.01. zogen Schneefälle auf, welche bis zum Morgen im Raum Freiberg etwa 5 cm Nassschnee mit sich brachten. Am Tag dann stellte sich dichter Nebel ein, welcher in den Folgetagen anhielt. Zeitweise gab es dabei auch leichten Schneefall oder gefrierenden Sprühregen. Durch den gefrierenden Eisnebel bildeten sich immer dickere Raueisauflagerungen an Bäumen und Gegenständen, insbesondere auf freien und exponierteren Flächen. Gerade dort werden durch den Wind über die Zeit deutlich mehr unterkühlte Wassertropfen im Nebel gegen Objekte getrieben, wodurch das Raueis stärker wachsen kann als an windgeschützteren Stellen. Folglich nahm auch mit zunehmender Objekthöhe die Eisbildung zu, da mit der Höhe der Wind ebenso zunimmt.


Bereits am 05.01. gab es erste Ast-, Kronen- und Baumbrüche in Folge der Eislasten im Raum Freiberg. Erwähnenswert ist zudem noch eine Schauerstraße mit starkem Schneefall, welche am Abend des 05.01. im oberen Erzgebirge statt Eisnebel Schneemengen von bis zu 15 cm in 1-2 h brachte. Dort stieg die Gesamtschneehöhe durch diese Wetterlage auf etwa 20 cm und es kam zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Im Freiberger Raum gab es dagegen kaum Neuschnee. Allerdings verschärfte sich hier die Eisbruch-Situation bis zum 06.01. weiter.

 

Bereits am 05.01. gibt es erhebliche Raueisanlagerungen an Bäumen, wodurch es bereits vermehrt zu Eisbruch kommt...

 

Blick auf die Eisanlagerungen...

 

Am Abend wird der gefrierende Nebel noch dichter...

 

Am Vormittag des 06. Januars erreichte der Eisbruch auf freien und windanfälligeren Fläche erhebliche Ausmaße. Ständig krachten Äste oder Baumkronen zu Boden. Ganze Waldränder waren schwer betroffen. Weiter im Wald nahm der Schaden aber schnell ab, da hier das Eiswachstum geringer war. Zahlreiche Straßen waren zeitweise durch Eisbruch blockiert, einige wurden tagelang gesperrt. Feuerwehren und Straßenmeistereien waren vielerorts im Einsatz. Betroffen waren diesmal insbesondere baumreiche Straßen auf freien Lagen, was einen Unterschied zu typischem Schneebruch darstellt, bei welchem eher windgeschützte Lagen problematisch sind. Der Eisbruch fand diesmal insbesondere auf einer Höhenlage von 350-500 m statt, wobei 5-7, teils >10 cm dicke Eisauflagerungen entstehen konnten. Das ist für diese Höhenlage im Erzgebirgsvorland durchaus sehr beachtlich und ungewöhnlich. Um Freiberg trat vergleichbarer Eisbruch seit mind. 15 Jahren nicht auf. In den Lagen darüber oder darunter war die Raueisbildung deutlich geringer und es kam kaum zu Schäden.

 

Am 06.01. erreicht der Eisbruch um Freiberg herum seinen Höhepunkt...

 

Gerade auf freieren Flächen brechen zahlreiche Bäume und Kronen unter der Last...

 

Massive Bruchschäden an einem Birkenwaldbestand...

 

Schwer lastet das Eis an den Bäumen...

 

Nachfolgend noch ein Video mit vielen weiteren Eindrücken von der Lage bis zum Nachmittag des 06. Januars:

 

Video zur extremen Raueislage im Bereich Freiberg… (externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=A51BplRsIt8)

 

Am späteren Nachmittag des 06.01. ließ der Nebel zeitweise nach, bevor er in der Nacht zum 07.01. nochmal etwas zulegte. Am 07.01. gab es dann erstmal keinen Nebel mehr, aber es war bewölkt und etwas windiger. Durch den Wind wurden zunächst nochmals einige Nachbrüche begünstigt.

 

Aufnahme vom 07.01. mit Blick auf einen weiteren geschädigten Birkenbestand nahe Freiberg...

 

Solche Raueisanlagerungen auf etwa 400 m Höhe im Erzgebirgsvorland sind wirklich beachtlich und selten...

 

Teilweise sind die Eisanlagerungen mehr als 10 cm breit...


Am 08.01. legte der Wind noch etwas zu, was aber teilweise dann auch das Eis an den Bäumen zumindest teilweise reduzierte und herunterwarf. Da der Wind aber aus West kam, die Eisbildung zuvor von NO bis NW her stattfand, blieben die windabgewandteren Bereiche zunächst nach wie vor vereist. Folglich bestand dort auch nach wie vor Eisbruchgefahr. Durch einsetzende neue Schneefälle rückseitig von Tief Ahmet am Abend des 08.01. konnten sich bis zum 09.01. nochmals 6 cm Neuschnee im Bereich um Freiberg auf etwa 400 m ausbilden (Gesamtschneehöhe nun um bzw. knapp über 10 cm). Durch den Schnee kam es nochmals vereinzelt zu Nachbrüchen. In der Nacht zum 10.01. folgte dann nochmal Eisnebel. Zum Glück blieb die Windrichtung dabei bei W bis WNW. Dadurch kam es zwar nochmals zu Eisanlagerungen von 0,5-1 cm (in der Höhe auch etwas mehr), allerdings oft nicht direkt an den bereits stark vereisten Stellen, was eine starke Zunahme neuerlichen Eisbruchs verhinderte. Dennoch kam es auch dadurch mancherorts nochmals zu Nachbrüchen an den weiterhin belasteten Bäumen.

 

Am 10.01. lockerte es dann zunehmend auf und erstmals im Jahr 2021 kam die Sonne zum Vorschein. Ein herrlicher Wintertag lockte nach draußen und der Anblick der dick vereisten Bäume war beeindruckend. An sonnigen Stellen brach das Eis im Tagesverlauf immer mehr von den Bäumen, an schattigen Stellen konnte es sich länger halten. Zum Sonnenuntergang bildete sich noch eine Bodeninversion mit Nebelbildung direkt über dem kalten Schnee, ein beeindruckender Anblick zusammen mit der untergehenden Sonne. In der Nacht wurde es dann unter Aufklarung sehr kalt mit Temperaturen von unter -10°C in Tallagen. Damit endete die extremste Raueislage im Raum Freiberg seit mind. 15 Jahren.

 

Blick auf neue Eisanlagerungen vom Eisnebel der vorangegangenen Nacht, aufgenommen am 10.01.

 

Blick auf die vereisten Bäume im Licht der untergehenden Sonne...

 

Über dem kalten Schnee bildet sich mit der untergehenden Sonne eine flache Bodeninversion mit Nebel...

 

Der Nebel ist nur wenige Zentimeter bis Meter hoch...

 

Hier ist er ebenfalls gut erkennbar...

 

Das Licht der untergehenden Sonne spiegelt sich an der Nebelgrenzschicht...

 

Noch ein Bild davon...

 

Noch ein Blick auf die zahlreichen Bruchschäden, welche diese extreme Raueislage in der Region hinterlassen hat...

 

Nachfolgend noch ein paar Bilder von besonders beachtlichen Eisbruchschäden zwischen Langhennersdorf und Freiberg. Diese Bilder wurden nach der Raueislage am 13. Januar aufgenommen.

 

Stellenweise ist nahe eines Bahndammes bei Kleinwaltersdorf zwischen Freiberg und Langhennersdorf jede Birke abgebrochen...

 

Durch das benachbarte weitläufige Feld konnte sich hier an dieser exponierten Stelle besonders viel Eis an den Bäumen festsetzen...

 

Auch anderswo an dieser Bahnlinie sieht es nicht viel besser aus...

 

Birken hat es am heftigsten erwischt...

 

Doch auch andere Baumarten litten unter der Eislast...

 

© Michel Oelschlägel

Datum: 26. April 2024

                  

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