Teils heftige Gewitter am 6.7.2011 - gewittriger Regen am 8.7.2011
Im Rahmen eines Tiefs über den Britischen Inseln wurde mit einer Warmfront energiereiche, warme Luft nach Deutschland advehiert, bevor nur wenige Stunden später die zugehörige Kaltfront diese Luftmasse wieder austauschen sollte. Warmfrontseitig war durch das Vorhandensein kleiner Bodenkonvergenzen bereits mit Gewittern zu rechnen. Ab den Mittagsstunden bildeten sich in der heißen Luftmasse (27-30 °C in weiten Teilen Ost- und Süddeutschlands) erste Gewitter, beispielsweise auch in Teilen Südwestsachsens. Allerdings waren diese ersten Wärmegewitter meist nur sehr kurzlebig. Eine interessantere Zelle formierte sich gegen 14:45 Uhr zwischen Halle und Gera, welche O-SO-wärts nach Sachsen hinein zog. Die kräftige Zelle erreichte gegen 17:15 Uhr den Altkreis Freiberg in Mittelsachsen. Zuerst sah es danach aus, als würde sich die Zelle vor Freiberg abschwächen - die Blitzrate nahm ab und der Niederschlagskern wurde immer kleiner und transparenter.
aufziehendes Gewitter nahe Freiberg
Ich fuhr nun von Großschirma nach Langhennersdorf, wo die Zelle gegen 17:30 Uhr eintraf. Rasch setzte heftiger Starkregen und Sturm ein, hin und wieder gab es auch mal einen recht nahen Blitzeinschlag. Die Gewitterzelle verstärkte sich allerdings in den folgenden Minuten wieder erheblich. Vor allem im Ostteil von Langhennersdorf gab es bald darauf einen extrem starken, dicktropfigen Wolkenbruch mit Hagel bis 1 cm, welcher anschließend Richtung Freiberg weiter zog. Immer wieder gab es nun kräftige Erdentladungen, darunter mehrere Einschläge <1 km.
kräftiger Wind und Platzregen setzen ein
kräftiger Starkregen in Langhennersdorf
einsetzender Hagel im Ostteil von Langhennersdorf
Wolkenbruch mit Hagel
Kräftige Blitzentladungen!
abziehendes Gewitter
Regenbogen und hagelverdächtige Fallstreifen über dem Süden von Freiberg
Nachdem die Gewitterzelle Freiberg überquert hatte, schwächte sie sich zeitweilig ab, bevor sie sich vor Dippoldiswalde erneut verstärkte und noch bis nach Tschechien hinein zog. Ob zumindest zeitweilig auch Rotation und damit erhöhte Organisation in dem System steckte, war durch die Vorort-Beobachtungen nicht eindeutig zu klären. Allerdings gibt es einige Indizien, die für eine zeitweilige Ausbildung einer organisierten Mesozyklone sprechen, wie einerseits die mehrstündige Lebensdauer und auch einige auffällige Strukturen aus dem hochauflösenden Radar.
18:15 Uhr näherte sich aus Westen bereits eine neue konvektive Linie. Diese Gewitter repräsentierten die Kaltfront des oben genannten Tiefs. Allerdings schwächten sich diese Gewitter vor allem im Nordteil auf dem Weg Richtung Osten ab. Dennoch gab es beeindruckende Strukturen zu bestaunen, wie eine sehr schön ausgeprägte Böenfront, die namensgemäß später einige Wind- und Sturmböen verursachte. Vor allem aber der Südteil der Linie war noch gewittrig, wenngleich auch hier die Blitzrate sehr gering war. Ich führ Richtung Frauenstein, wo ich nochmal in den Starkregencore des Gewitters kam.
aufziehende Böenfront der 2. gewittrigen Linie
Niederschlagsfallstreifen
Rückseite der 2. Linie
Nachdem die kleine Linie den Freiberger Raum passiert hatte, schwächte sich nun auch der Südteil immer weiter ab. Neue Gewitter, welche sich am Abend noch bei Zwickau formierten, erreichten Freiberg nicht mehr.
Einen dauerhafteren Austausch der Luftmasse bewirkte die Kaltfront allerdings nicht. Bereits am folgenden Tag war es wieder schwülwarm und gewittrig. Am Abend des 7.7. und in der Nacht zum 8.7. gab es in Sachsen gewittrigen Regen in Folge eines MCS. Auch wenn das System Sachsen nur noch in abgeschwächter Form überquerte, erreichten die Niederschlagsmengen Größenordnungen von 10-20, lokal 30-50 mm in 12 h. Die Blitzraten waren allerdings meist gering und lagen bei 1-3 Blitzen pro Minute, zeitweilig im Bereich einiger stärkerer Kerne auch bei 4-6.
Nachtgewitter - 7.7.-8.7.2011
© Michel Oelschlägel
Datum: 14. November 2024