22. August 2007: Kräftige Gewitter mit heftigem Platzregen und Überschwemmungen
Auf der Rückseite eines Tiefdruckwirbels über Mitteleuropa wurde mäßig warme und feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum herangeführt. Diese labile und energiereiche Luftmasse sollte vor allem den Osten Deutschlands beeinflussen. Vor allem im Raum Brandenburg, über Mecklenburg-Vorpommern hinweg bis nach Schleswig Holstein gab es verbreitet starke Gewitter, teils auch Unwetter mit erheblichen Regenmengen.
Aber auch im Erzgebirgsraum wurde die Lage am Mittag interessant. Mit zunehmender Sonneneinstrahlung schossen gegen 13 Uhr die ersten Zellen im Annaberger Raum nach oben. Eine besonders kräftige Zelle entstand gegen 14:00 Uhr über der Region Geyer. Diese erreichte rasch eine Reflektivität von bis zu 57 dBZ und verlagerte sich kaum nach Norden, blieb also fast stationär über der Region Geyer-Ehrenfriedersdorf-Thum liegen. Ich fuhr nun auch los, um die Zelle bzw. kleine Multizelle im Bereich Geyer zu beobachten. Schon zwischen Grünhain und Zwönitz fiel mir eine recht hohe Blitzrate auf.
aufziehendes Gewitter
In Geyer angekommen gab es kurzzeitig noch Starkregen, der Niederschlagskern hatte sich aber schon weiter Richtung Norden verlagert. Dennoch gab es hier nun heftige Naheinschläge. Da Geyer derzeit eine einzige Baustelle ist und die Ortsdurchfahrt gesperrt ist, dauerte es eine ganze Weile, bis ich endlich durch war. Auf der Straße von Geyer zur B 95 kam mir reichlich Wasser entgegen, teilweise wurden hier Kanaldeckel ausgehoben. Auch die Feuerwehr war hier im Einsatz, um vollgelaufene Keller abzupumpen.
Überschwemmungen und Feuerwehreinsätze in Geyer
Weiter ging es nach Ehrenfriedersdorf. Zwischen den beiden Orten wälzte sich eine Schlammlawine von einem frisch gepflügten Feld durchs Tal, zum Glück befanden sich dort keine Gebäude. Teilweise wurde auch die Straße oberhalb davon von Schlamm überspült.
Blitze zwischen Geyer und Ehrenfriedersdorf
Schlammauspülungen
In Ehrenfriedersdorf bot sich ein ähnliches Bild, überforderte Kanalisation und Überschwemmungen. Auch hier gab es immer wieder Naheinschläge. Richtung Thum kam ich nochmals in den Starkregenkern hinein. Es gab einen heftigen und großtropfigen Platzregen, der entsprechend ergiebig ausfliel.
Blitz über Ehrenfriedersdorf
Überschwemmungen in Ehrenfriedersdorf
heftiger Platzregen in Ehrenfriedersdorf Richtung Thum
Ab Thum schwächte sich das System immer weiter ab, während sich der Südteil reaktivierte und Richtung Zwickau und Altenburg (Thüringen) zog. Teilweise gab es hier im weiteren Verlauf Überschwemmungen und heftigen Hagelschlag bis 1,5 cm Durchmesser mit Hageldecke.
Auf der Rückfahrt konnte ich Richtung Annaberg noch eine interessante Beobachtung machen. Das Gebilde dort sah aus wie eine Wallcloud, aber ob Rotation dabei war, konnte ich auf diese Entfernung hin nicht erkennen. Unwetterereignisse, welche eine Meso dort stützen würden, gab es wohl auch nicht.
Wallcloud?
Gegen 18 Uhr gab es auch im Erzgebirgsraum noch ein paar Gewitter, so im südlichen Landkreis Annaberg und Aue-Schwarzenberg. Teilweise fielen diese Gewitter ebenfalls nochmal recht heftig aus. Ich beobachtete die Zellen von Bernsbach aus, das Resultat sind die folgenden Bilder.
Neue Zelle Richtung Erzgebirgskamm...
aufziehende neue Zelle
langsam auslaufendes System, im Hintergrund neue Zellen über Tschechien
weitere Zelle am Erzgebirgskamm
Am Abend gab es auf dem Spiegelwald noch eine wunderschöne Abendkulisse, denn während die auslaufenden Schauer in mittlerweile recht kühler Luft abzogen und es noch leicht bis mäßig regnete, scheinte die Sonne herein. Nebel und das goldgelbfarbene Sonnenlicht brachten einen fast schon herbstlichen Charakter der Landschaft zum Vorschein. Zudem bildete sich zum Abschluss ein wunderschöner Regenbogen.
Abendliche Impressionen
Regenbogen - Komplettansicht
Herbstlich endet damit dieser tagsüber sommerliche Gewittertag.
© Michel Oelschlägel
Datum: 14. November 2024