Mehrere schwere Gewitter am 24.08.2011

 

Ende August zeigte der bisher eher nass-kühle Sommer 2011 nochmal, dass er es auch anders kann. Einfließende schwül-heiße Luft brachte es fast deutschlandweit auf hochsommerliche Temperaturen. Vor allem am 23.8. und 24.8. wurden Höchstwerte von deutlich über 30°C erreicht - auch in Sachsen. Durch den hohen Feuchtegehalt der Luftmasse war selbige auch sehr energiereich und potenziell für schwere Gewitter geeignet. Dennoch verhinderte ein "Deckel" häufig die Bildung von Gewittern. Allerdings ließ die Luftmasse eine lange Lebensdauer von einmal entstandenen Gewittersystemen zu. So bildete sich in der Nacht zum 24.8. über dem südlichen Baden-Württemberg ein Gewittersystem, welches langsam NO-wärts Richtung Sachsen zog. Vor allem um Nürnberg herum gab es dadurch sehr blitzaktive Gewitter, welche nach kurzer Schwächephase an der Grenze zu Sachsen erneut auflebten.

 

Gegen 5:00 Uhr erreichte das MCS bereits das sächsische Vogtland und breitete sich weiter Richtung NO aus. Ich stationierte mich gegen 6:00 Uhr auf einer Anhöhe nahe Freiberg und wartete den Aufzug des Clusters ab. Im Licht der aufgehenden Sonne zog von Südwesten her eine Shelfcloud auf, was bereits auf einen böigen Frontdurchgang hinwies. Mit Annäherung der Böenfront wurden auch immer mehr Blitze sichtbar. Die Blitzrate schwankte mitunter erheblich zwischen 5 und 15 Blitzen/min. Zeitweilig lag die Blitzrate auch darüber.

 

Konturen einer Shelfcloud werden sichtbar

 

 

 

aufziehende Shelfcloud

 

Gesamtansicht Shelfcloud

 

 

 

Böenfront überquert den Standort - immer mehr Blitze werden sichtbar (meist 5-15 Entladungen pro Minute)

 

Gegen 6:30 Uhr überquerte mich das Gewittersystem mit schweren Sturmböen von bis zu 100 km/h, zudem setzte wolkenbruchartiger Starkregen ein. Immer wieder gab es kräftige Entladungen, wobei die Blitzrate bei der Überquerung des Gewitter immer mehr zurück ging. Rückseitig blitzte es nur noch 1-3 mal pro Minute.

 

Core kurz vor seiner Ankunft

 

 

heftiger Starkregen und schwerer Sturm

 

weitere Erdentladung

 

Durch den heftigen Sturm gab es im Bereich des Erzgebirges sowie um Chemnitz und Freiberg mehrere Sturmschäden. Viele große Äste waren abgebrochen und auch einige Bäume hielten dem Sturm nicht stand.

 

 

abgebrochene große Äste

 

abziehendes System

 

Nach diesem ersten Gewittercluster heiterte es am Vormittag rasch wieder auf und mit Sonnenunterstützung wurde es wieder schwülheiß. Eine 2. Linie mit Gewitterclustern formierte sich derweil über dem Westen/Südwesten Deutschlands und zog ebenfalls O- bis NO-wärts. Für Sachsen wurde es erst gegen 19 Uhr wieder interessant. Über Ostthüringen formierte sich eine Richtung Mittweida ziehende Doppelzelle, welche mit ihrem Qutflow immer wieder eine Neubildung an ihrer Südostflanke verursachte. Das ging einige mal so weiter, bis eine besonders markante Neubildung die Zelle massiv verstärkte. Die Blitzrate war in dieser Zeit recht gut mit bis zu 15 Blitzen pro Minute, allerdings waren es fast ausschließlich Wolkenentladungen. Ein augenscheinlich verdrehter und vom Abwind getrennter Aufwind deutete auf die zeitweilige Ausbildung einer Mesozyklone hin. Ich fuhr daraufhin der Zelle Richtung Mittweida entgegen. In Mittweida angekommen nahm die Blitzrate bereits wieder deutlich ab und es kam zur Abschwächung der Zelle. Dennoch gab es nördlich von Mittweida nochmals heftigen, sehr dicktropfigen Platzregen.

 

 

Entwicklung bei Mittweida

 

trotz Abschwächung verursacht die Zelle später noch heftigen Starkregen

 

Unterdessen war aus einem System, welches sich zuvor über Rheinland-Pfalz gebildet hatte, ein gewaltiges MCS geworden, welches über Thüringen nach Sachsen-Anhalt und Nordwestsachsen zog. Zudem gab es vor allem in Sachsen-Anhalt dem MCS vorgelagerte, heftige Hagelsuperzellen mit dichtem Großhagel von >6 cm Durchmesser! Ein weiterer Gewitterschwerpunkt verlagerte sich von Baden-Württemberg Richtung Tschechien. Ich entschied mich, auf der A14 Richtung Leipzig zu fahren, um den Cluster aus Rheinland-Pfalz noch abzufangen. Kurz nach 22 Uhr hatte die Südostflanke bereits Leipzig überquert und ich befand mich hinter Döbeln auf der Autobahn. Vor mit zog nun die Gewitterfront auf - die Blitzrate war beeindruckend. 40-50, teils deutlich über 60 Blitze gab es in der Minute! Obwohl es mehrheitlich Wolkenblitze waren, schlugen auch immer wieder Erdentladungen teils weit vor der Linie zu Boden.

 

Fahrt auf der A14, dem MCS entgegen...

 

 

 

 

 

kräftige Erdentladungen zum Teil weit vor dem Niederschlagsbereich

 

Gegen 22:30 Uhr durchquerte ich das MCS in der Nähe von Naunhof/Klinga. Neben heftigem Sturm gab es starken Platzregen, zeitweilig auch dichten, sturmgepeitschten Wolkenbruch und Hagel um 1,5 cm. Die Blitzrate war unverändert hoch. Anschließend suchte ich mir noch ein Plätzchen nahe Naunhof und genoss die Rückseite des abziehenden Systems, wo es alle 1-2 Sekunden blitzte. Später führ ich Richtung Freiberg zurück, wobei ich bei Großschirma nochmals in den Starkregen einer neuen Gewitterzelle kam, die zuvor bei Chemnitz entstanden war. Die Blitzrate dieses Gewitters war aber deutlich geringer als zuvor bei dem MCS.

 

 

 

Aufnahmen vom heftigen Niederschlagsbereich des MCS - Sturm, heftiger Starkregen und zeitweilig Hagel

 

 

 

MCS - Rückseite

 

Richtung CZ war überdies noch das Blitzfeuerwerk eines weiteren großen Gewitterclusters erkennbar, welcher ähnlich gut blitzte wie zuvor das System bei Leipzig. Weit nach Mitternacht endete damit ein ereignisreicher Tag - der beste der Saison 2011!

 

Leider verursachten die Gewitter auch viele Schäden, gerade um Leipzig herum knickten viele Bäume um und Straßen sowie Keller wurden überschwemmt.

 

© Michel Oelschlägel

 

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Datum: 28. März 2024

                  

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