Heftige, teils unwetterartige Gewitter am 08.08.2018 mit schwerem Sturm, teilweise orkanartigen Böen/ Orkanböen

 

Eine neue Hitzewelle hatte Mitteleuropa in diesen Tagen fest im Griff und die Temperaturen stiegen am 8. August auf mehr als 38°C in Brandenburg und Teilen Nordsachsens. Allerdings war die Luftmasse auch recht feucht und neigte zu Gewittern. Durch eine schwache Konvergenz entwickelten sich ab den Nachmittagsstunden einige erste Gewitter an der Grenze Thüringen-Sachsen. Diese Zellen waren durch trockene Einschübe in den unteren Luftschichten zwar recht hochbasig, aber auch downburstgefährlich.


Ein erster heftiger Downburst an einer solchen Gewitterentwicklung ereignete sich im Bereich Grünhain-Beierfeld und Waschleithe im Westerzgebirge gegen 14:45 Uhr. Hier wurden durch Orkanböen zahlreiche Bäume geworfen und zwei Personen schwer verletzt. Die Feuerwehren waren stundenlang im Unwettereinsatz. Eine weitere heftige Zelle tobte zu diesem Zeitpunkt zwischen Gera und Altenburg. Hier traten lokal ebenfalls Orkanböen auf und verursachten erhebliche Sturmschäden, u.a. bei Naundorf. Ausgehend von diesen Zellen entwickelten sich weitere Gewitter und folglich ein größeres, multizellulären System, welches sich vom Westerzgebirge bis nach Hartha südl. von Leisnig erstreckte. Darin waren immer wieder heftige Zellen eingelagert.


Eine solche heftige Zelle beobachtete ich gegen 16:30 Uhr vom Ort Ziegra aus. Der Ort liegt zwischen Waldheim und Döbeln. Das Gewitter zog aus Richtung Rochlitz auf Waldheim zu und eine sehr dynamische Wolkenunterseite mit ausgeprägten Niederschlagsbereichen und neuen Fallstreifen war erkennbar. Vor der Front wurde bereits in erheblichem Maße Staub von den trockenen Feldern aufgewirbelt. Kurz darauf setzte auch an meinem Standort ein heftiger Sturm ein, geschätzt mit Sturm- und teilweise schweren Sturmböen. Lokal war vielleicht auch etwas mehr dabei (bis Bft. 11). Die Luft war voller Staub, aber die Sicht an meiner Position noch ganz gut. Richtung Hartha aber wurden erhebliche Mengen Staub verfrachtet, wie man auch von meinem Standort sehr gut erkennen konnte.

 

Gewitteraufzug von Ziegra aus mit Blick auf Waldheim...

 

Einsetzender, trockener Sturm mit schweren Sturmböen scheucht Vögel auf - im Hintergrund der Staubsturm bei Hartha...

 

Südlich von mir entwickelte sich ein neuer kräftiger und grünlich schimmernder Niederschlagsbereich, welcher von Süden her in das von Südwesten heranziehende übrige Gewittersystem hineinwanderte. Schon bald war Waldheim im Downburst verschwunden und kurz darauf setzte auch an meinem Standort ein kräftiger Downburst ein. Heftiger Starkregen und Böen bis um 100 km/h (Bft. 10, lokal sicher auch 11) fegten über die Landschaft und immer wieder fielen Äste aus den Bäumen. Nach einigen Minuten wurde der Sturm weniger und kleiner Hagel gesellte sich noch dazu, bevor das Ganze unter Abschwächung Richtung Döbeln weiterzog.

 

Ein neuer Niederschlagsbereich entsteht südlich von mir und zieht in das aufziehende Gewittersystem hinein...

 

Eine türkise Farbstimmung stellt sich zwischen der Wolkenbasis und dem dichten Niederschlagsvorhang ein...

 

Der dichte Niederschlagsvorhang verhüllt nach und nach die Landschaft - Waldheim ist bereits im Niederschlag verschwunden...

 

Kurz darauf setzt auch an meinem Standort ein heftiger Downburst ein...

 

Schwerer, lokal auch orkanartiger Sturm und heftiger Starkregen fegen über die Landschaft...

 

Unwetter über Ziegra...

 

Heftige Böen biegen die Bäume, immer wieder brechen auch Äste ab...


Nach dem Unwetter konnte man einige Sturmschäden in der Region erkennen. Äste und hier und da auch mal ein Baum konnten dem Sturm nicht standhalten. Zwischen Waldheim und Gebersbach sind in einem kleinen Wald gleich 4 Bäume umgefallen, wovon einer auf der Straße lag. Feuerwehren, u.a. aus Waldheim, Döbeln und Hartha, waren wegen Sturmschäden und Blitzschäden im Einsatz.

 

Kleines Waldstück zwischen Waldheim und Gebersbach - hier sind 4 Bäume durch den Sturm ungeworfen worden, wobei einer auch auf die Fahrbahn fiel...

 

Abgebrochene Birke Richtung Döbeln...

 

Auch der Mais hat gelitten...

 

Geworfener Baum bei Ziegra...

 

Zwischen Waldheim und Gebersbach...

 

Bei Waldheim...

 

Gewitterrückseite in Blickrichtung Döbeln...


Auch Richtung Ostsachsen und Südbrandenburg gab es teilweise noch kräftige Zellen an dem System. Lokal brachten diese Entwicklungen auch Sturmschäden, u.a. im Bereich Elsterwerda. Dort sind lokal wohl auch Orkanböen aufgetreten, zumindest gab es hier lokal erhebliche Sturmschäden.


Nachfolgend beruhigte sich das Wetter. Am Folgetag wurde die warme und gewitterträchtige Luft durch eine Tiefentwicklung über Frankreich wieder nach Westen advehiert und in Ostdeutschland wurden erneut Temperaturen von über 36°C gemessen. Vor allem Richtung Nordwesten gab es nachfolgend noch schwere Gewitter und Unwetter mit orkanartigen Böen und Orkanböen. In Sachsen war der nachfolgende Luftmassenaustausch durch das Tief über Frankreich, welches nach Dänemark weiter zog, allerdings weitgehend trocken und nur im Leipziger Raum von schwachen Gewittern begleitet. Zumindest aber wurde nachfolgend kurzzeitig kühle Luft nach Mitteleuropa geführt. Die große Trockenheit in weiten Teilen Deutschlands und Sachsens - gerade auch in der Freiberger Region - blieb aber bestehen.

 

Hier noch das Chasingvideo:

 

Video zum Gewittersturm zwischen Waldheim und Döbeln (externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=fFcWDr2M33o)

 

© Michel Oelschlägel

 

Datum: 26. April 2024

                  

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