Teils heftige Warmlufteinschubgewitter am 02./03.05.2018

 

Nicht immer gehen Gewitter mit einer Abkühlung einher. Sogenannte Warmlufteinschubgewitter treten oft bei schnellem Einfließen von labiler Warmluft ein. Diese gleitet auf vorhandene kältere Luft auf und kann - im Gegensatz zu den Wintermonaten - statt skaligem Regen auch Gewitter verursachen. Dazu muss die Luftmasse in der Höhe aber labil sein. Die entstehenden Gewitter sind grenzschichtentkoppelt. Das bedeutet, dass die Luftmasse am Boden keine nennenswerte Rolle spielt - im Gegensatz zu typischen Wärmegewittern im Sommer oder aber energiereichen Gewitterkonvergenzen vor Kaltfronten. Folglich kann es bei gefühlt kühlen, bodennahen Temperaturen durch energiereichere Luft in der Höhe dennoch starke Gewitter geben. Mit der Zeit setzt sich dann - auch bedingt durch die Gewitter - bodennah oft die feuchtere und energiereiche bzw. wärmere Luft durch.


Solche Warmlufteinschubgewitter konnte man auch auf sehr schöne Art und Weise am Abend des 02.05. beobachten. Das Mittelmeertief Solveig schaufelte warme und energiereiche Luft nach Österreich, Tschechien und Ungarn. Dort gab es in der gewitterträchtigen Luftmasse auch schwere Unwetter mit Großhagel und Tornados. In Sachsen war es an dem Tag nicht sonderlich warm und es wurden nur etwa 17-19°C erreicht, wobei die Taupunkte am Morgen bei oft noch unter 5°C lagen - die Luft also recht trocken war. Südlich des Erzgebirges war die Luft am Boden mit Tageshöchstwerten von >20°C schon wärmer und in der Höhe schob sich die warme Luft später auch bis nach Sachsen. Dieser starke Warmlufteinschub blieb nicht ohne Folgen und durch Windkonvergenzen über Sachsen wurden ab den Abendstunden Gewitter ausgelöst. Vor allem Mittel- und Ostsachsen war betroffen, wobei die Gewitter anschließend verclusterten und über Brandenburg nach Polen zogen. Neuauslöse in Sachsen führte für reichlich konvektiven Nachschub für dieser Region.


Los ging es um Freiberg gegen 22:30 Uhr, als erste Blitze Richtung Elbsandsteingebirge und Richtung Chemnitz auszumachen waren. Langsam bildete sich eine Linie heraus, die von Annaberg bis Meißen reichte. Ich startete mein Chasing bei Freiberg und verlegte nach 23 Uhr nach Meißen, wo immer blitzaktivere Zellen entstanden. Teils lag die Blitzrate hier bei >10 Entladungen pro Minute. Die meisten Gewitterkerne in dieser Linie brachten etwa 4-5 Entladungen pro Minute hervor. In der Summe reichte dies aber für ein schönes Feuerwerk am Nachthimmel.

 

Von Freiberg nach Seifersdorf gegen 22:30 Uhr - dort gibt es erstmals Starkregen...

 

 

Von dort geht es weiter Richtung Meißen - zwischen Großschirma und Meißen entstehen neue Gewitter mit Blitzraten von teils über 10 Entladungen pro Minute...

 

Entladungen aus den angesprochenen Zellen der sich ausbildenden Gewitterlinie...

 


Nach einer ersten Dusche südlich von Großschirma bei Seifersdorf kam ich nach 23 Uhr zwischen Nossen und Meißen in sehr kräftigen Starkregen. Lokal gab es kleinere Überflutungen und Ausspülungen. Ich verlegte anschließend - gegen 23:45 Uhr - wieder Richtung Nossen. Dabei kam ich in weitere Starkregenkerne durch die sich ausbildende perlenschnurartige Gewitterlinie in Mittelsachsen.

 

Heftiger Starkregen bei Meißen...

 

Lokal gibt es kleinere Überflutungen und Ausspülungen...

 

 

Nach Süden hin entstehen gegen 23:45 Uhr neue Gewitterzellen - hier zwischen Meißen und Nossen...


Von Nossen ging es gegen Mitternacht nach Wilsdruff, wo sich der südliche Teil der Linie verstärkte und mit heftigem, großtropfigem Starkregen hinwegzog. Gegen 00:30 Uhr dann zogen die Gewitter nach Nordosten weiter. Doch südlich fing es erneut an zu blitzen - eine Neubildung entwickelte sich bei Wilsdruff. Westlich davon Richtung Nossen kam ich kurz darauf in anfangs trockenen Hagel mit Korngrößen um 1 cm, wobei einzelne Körner zu Beginn auch etwas größer gewesen sein können. Das Ganze ging dann rasch in einen heftigen, mit Hagel gepaarten Wolkenbruch über. Immer wieder gab es hagelreichere Phasen und Phasen mit mehr Starkregen, bevor das kleine Gewitter nach Nordosten abzog und rückseitig noch einige schöne Blitze produzierte. Nachfolgend ging es für mich zurück nach Freiberg.

 

Anschließend Gewitter zwischen Nossen und Wilsdruff...

 

Erneut gibt es teils heftigen Starkregen...

 

Sehr große Tropfen fallen sehr dicht aus den Wolken, viel fehlt nicht zum Hagel...

 

Anschließend weitere Neubildung bei Wilsdruff...

 

Diesmal setzt anfangs trockener Hagel um 1 cm im Durchmesser ein...

 

... uns geht in einen Wolkenbruch über...

 

Immer wieder mischt sich Hagel unter den heftigen Starkregen...

 

 

Blitze aus der abziehenden Zelle...


Vor allem in Ostsachsen und teils in Westsachsen gab es nachfolgend noch Gewitter - in Mittelsachsen blieb es ruhig - vorerst. Gegen 3:45 Uhr entwickelten sich auch hier nochmal neue Gewitter vom Erzgebirge her. Diese waren jedoch nicht mehr so aktiv wie die Zellen zuvor.

 

Insgesamt brachten die Gewitter lokal durchaus erhebliche Niederschlagsmengen mit sich. Gerade wenn mehrere Zellen über eine Region zogen, sind durchaus 30-40, teils bis nahe 50 mm Niederschlag in 6 h zusammengekommen. Richtung Polen, wo die Gewitter später als gewittriger, andauernder Starkregen in verclusterter Form hinweg zogen, sind sogar über 100 mm gefallen. Feuerwehreinsätze waren hier und lokal auch in Sachsen die Folge.


Am Folgetag setzte sich milde und vor allem feuchtere Luft in Sachsen durch. Deutliche Erwärmung blieb durch frühe Wolkenbildung aber aus. Die bisher kräftigsten Gewitter des Jahres in Sachsen liegen mit diesem Warmlufteinschub hinter uns...

 

Nachfolgend noch das Chasingvideo von der Gewitternacht:

 

Chasingvideo von den teils heftigen Nachtgewittern (externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=1Fp6zjtQG9s)

 

© Michel Oelschlägel

Datum: 14. November 2024

                  

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