Unwetter durch MCS am 11.09.2012 

 

Kräftige Warmluftadvektion eines Tiefs über den Britischen Inseln führte nochmals zur Rückkehr von sommerlichem Wetter in Mitteleuropa. Vor allem im Osten und Süden wurden am 11.09.2012 Temperaturen von 25-30 °C erreicht. Von Westen näherte sich allerdings bereits die Kaltfront des besagten Tiefs, welche die sommerliche Warmluft mit Gewalt wieder verdrängen sollte. Entlang der Kaltfront bildeten sich zahlreiche Schauer und teils kräftige Gewitter aus.


Auch in Sachsen entstanden bereits ab den Mittagstunden einige, teils heftige Gewitter, welche vom Osterzgebirge nach Bautzen und Cottbus zogen. Ab dem späten Nachtmittag schwächte sich dieser Konvektionsherd allerdings wieder ab.  Interessanter war nun das, was sich über Bayern und Thüringen formierte und Richtung Sachsen weiter zog.


Gekoppelt an ein Bodentief entwickelte sich über Nordbayern ein MCS, welches im Vorfeld vor allem in Nordostbayern und Franken mit markanten Windereignissen auf sich aufmerksam machte. Verbreitet traten hier Sturm- und teils schwere Sturmböen auf, lokal auch orkanartige Windböen mit >104 km/h! Gegen 19:45 Uhr erreichte das Gewittersystem Sachsen und wanderte rasch Richtung Chemnitz weiter. Vor allem auf einer Schiene Plauen-Chemnitz-Meißen entwickelten sich in den nächsten Stunden die heftigsten Zellen im MCS.


Ich positionierte mich, nachdem ich von Freiberg aus erstes Wetterleuchten vom aufziehenden Gewitterkomplex wahrnehmen konnte, südlich von Hainichen nahe der A4. Dort erreichte mich das Gewitter gegen 20:45 Uhr. Vorderseitig war stetiges, aber eher schwaches Flackern zahlreicher Blitze zu beobachten. Die meisten Entladungen wurden noch weitgehend von einer ausgeprägten Shelfcloud verdeckt, welche die Vorderseite der Gewitterlinie schmückte.

 

Aufzug des Gewittersystems - eine markante Böenfront verdeckt noch die meisten Blitzentladungen

 

Mit Erreichen der Böenfront setzte heftiger Starkregen und Sturm ein, der sich in kürzester Zeit erheblich steigerte. Letztlich ging ein extremer Wolkenbruch in Verbindung mit schweren Sturmböen über meinem Standort nieder. 5 Minuten hielt der extreme, sturmgepeitschte Wolkenbruch an, bevor er langsam schwächer wurde. Mit Passage der Linie nahm nun auch die Anzahl sichtbarer Blitze deutlich zu. Bis zu 20 Blitze entluden sich innerhalb von einer Minute - eine beeindruckende Blitzintensität für Mitte September.

 

Extremer Starkregen und heftiger Sturm setzen ein...

 

 

 

 

 

Mit der Passage des Gewitters werden immer mehr Blitze sichtbar - bis zu 20 Entladungen pro Minute zucken am Himmel!


Mit zunehmender Rückseite entluden sich auch immer mehr Blitze Richtung Erdboden. Vermehrt gab es nun recht nahe und heftige Einschläge. Einer der gewaltigen Blitzentladungen traf über Hainichen einen Transformator, was anhand eines hellblauen, nachglühenden Lichtblitzes direkt im Ort nicht zu übersehen war.

 

Auch der Anteil sehr naher Erdentladungen nimmt in der Folge immer weiter zu - zeitweise ist es taghell!

 

Gewaltige Erdentladung über Hainichen führt zur Überbelichtung der Kamera - und ...

 

... zerstört einen Transformator in der Stadt, welcher in einem hellblauen Lichtblitz das Zeitliche segnet.

 

weitere Erdentladungen über Hainichen...

 

 

Mit Abziehen des Gewitters fuhr ich anschließend wieder Richtung Freiberg zurück. Unterwegs begegnete ich mehreren Feuerwehren, welche zu Unwettereinsätzen ausrückten. Größere Überflutungen und Schlammausspülungen sowie Sturmschäden führten vielerorts zu Behinderungen. Unterwegs musste ich immer wieder große Äste von der Straße räumen, um meine Fahrt fortsetzen zu können.

 

überall liegen Äste auf den Straßen - zum Teil auch ganze Kronenstücke oder Bäume


Der Gewittercluster zog noch bis nach Polen, wo er sich um Mitternacht herum abschwächte. Die Folgen der Unwetter wurden erst am nächsten Tag sichtbar. Vor allem im Vogtland, in Chemnitz und im Kreis Mittelsachsen wurden erhebliche Schäden angerichtet. Zahllose vollgelaufene Keller und umgestürzte Bäume, Schlammlawinen und Blitzschäden forderten die Einsatzkräfte. Allein in Chemnitz war die Feuerwehr bis zum Morgen im Dauereinsatz, um Sturm- und Wasserschäden zu beseitigen. Nahe Hainichen entfachte ein Blitzschlag ein Feuer in einem Dachstuhl, 2 Personen wurden verletzt. Auch Richtung Meißen verursachte das Gewitter noch Sturmschäden, ebenso auf seinem Weg nach Polen. Insgesamt 5 Menschen wurden in Sachsen durch das Unwetter verletzt. Neben verbreitet aufgetretenen Sturm- und schweren Sturmböen wurden in Sachsen lokal auch orkanartige Böen (Chemnitz), teils gar Orkanböen bis 124 km/h (Bad-Brambach, MM) im Rahmen der Gewitter gemessen.


Mit den Gewittern floss deutlich kältere Luft in Deutschland ein. In weiten Teilen Süd-Sachsens wurden am 12.09. gerade mal noch 8-15°C gemessen, in der Nacht zum 14.09. gab es ersten Bodenfrost in einigen Hochtälern des Erzgebirges!

 

© Michel Oelschlägel

Datum: 14. November 2024

                  

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