Heftige, teils schwere Gewitter über Westsachsen am 18.08.2017 

 

Eine Randtiefbildung führte am 18.08. zur Advektion energiereicherer Luft in den Süden und Osten Deutschlands. Dabei wurden Temperaturen von über 30°C erreicht, während die Tageshöchstwerte rückseitig der Kaltfront in NRW bei unter 20°C lagen. Zugleich wurde die energiereiche Luft von guten Scherungswerten überlagert, was die Gefahr organisierter Konvektion bot.


Und diese gab es dann auch. Am Nachmittag bildeten sich bei Heilbronn und bei Schwäbisch Hall zwei Superzellen, wobei bei Schwäbisch Hall durch einen Zellsplit jeweils ein Left- und ein Rightmover entstand. Der Leftmover zog links Richtung Coburg weg, während der Rightmover und die Zelle bei Heilbronn rechts ostwärts aus der Höhenströmung heraus über Nürnberg und später über den Bereich Amberg zogen. Die Zellen verursachten Hagel von 3-4, teils über 5 cm Durchmesser und teils orkanartige Böen, lokal Downbursts mit Orkanböen. Es gab massive Schäden in diesem Bereich. Auch Tornadoverdachtsfälle werden diskutiert. Weitere heftige Zellen gab es u.a. bei Freiburg, wo ein heftiger Downburst ebenfalls massive Schäden verursachte.


Am späten Nachmittag bildeten sich dann weitere starke Zellen über Baden-Württemberg und Bayern, teils auch in Thüringen und Sachsen-Anhalt. Rasch entwickelten sich daraus auch teils Superzellen, wobei die Großhagelgefahr vor allem in Bayern und Baden-Württemberg groß war. Über dem südlichen Baden-Württemberg formierte sich zudem ein gewaltiges Gewittersystem, welches später über Südbayern bis nach Tschechien hinein ziehen sollte. Dabei traten vielerorts orkanartige Böen, teils Orkanböen von >130 km/h auf.  Die Superzellen in Sachsen-Anhalt zogen bis in den Berliner Raum und brachten ebenfalls Sturmschäden und eine Menge Wasser mit sich.


Für Sachsen wurden dagegen eher die Entwicklungen aus Thüringen und Nordbayern interessant. Insgesamt bildeten sich 3 markante Zellen aus, welche gegen 20 Uhr auf Sachsen übergriffen. Eine Zelle bei Delitzsch, eine bei Borna und eine bei Plauen im Vogtland. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Mesoszyklonen oder Superzellen - da zumindest zeitweise alle Zellen Rotation aufwiesen. Die Zellen bei Leipzig verursachten schwere Sturmböen, lokal auch orkanartige Böen. Ich versuchte allerdings die Zelle bei Plauen abzufangen und positionierte mich bei Hartenstein zwischen Stollberg und Zwickau.


Langsam wurden - gegen 20:15 Uhr - die Gewitterstrukturen immer deutlicher erkennbar. Es handelte sich um eine Gewitterlinie, welche von Hof bis Zwickau reichte und am Nordende möglicherweise eine Superzelle beinhaltete. Gegen 20:30 Uhr wurde Zwickau von dieser Zelle getroffen. Ich konnte bei Hartenstein eine beständige Blitzfrequenz mit 30 bis teils über 40 Entladungen pro Minute bestaunen, wobei zeitweise auch mehr als 50 Entladungen zählbar waren (siehe Video unten). Auch die Strukturen waren beeindruckend, wenngleich sie immer mehr in der fortschreitenden Dämmerung verschwanden.

 

Aufziehende Gewitterzelle bei Zwickau - von Hartenstein aus aufgenommen...

 

Langsam werden auch Strukturen sichtbar...

 

 

Aufwindbereich der Zwickauer Zelle...

 

An der Südflanke setzt sich eine Böenfront fort...

 

Blitze erhellen die Gewitterwolke - die Blitzrate liegt teils bei über 50 Entladungen pro Minute (fast alles Wolkenblitze)


Kurz darauf setzte heftiger, trockener Sturm an meinem Standort ein. Schwere Sturmböen um 100 km/h zogen über meinen recht exponierten Standort hinweg. Die Blitze wurden nun immer deutlicher sichtbar und die Blitzrate war weiterhin beeindruckend hoch (siehe Video unten). Dennoch waren es fast ausschließlich Wolkenblitze. Der Wind nahm nachfolgend wieder etwas ab, aber es gab weiterhin Sturmböen. Zudem setzte bald auch Starkregen ein, der sich bis zum Ende des Gewitters zu einem heftigen Wolkenbruch steigerte. Danach zog das System unter Abschwächung nach Osten ab.

 

Heftiger Sturm mit Böen um 100 km/h setzt ein...

 

Bald darauf beginnt es zu regnen...

 

... und steigert sich zum Wolkenbruch!


Das heftige Gewitter verursachte lokal auch Arbeit für die Feuerwehren. In Zwickau standen Straßen unter Wasser und Keller liefen voll. Weitere Einsätze wegen des Starkregens wurden aus Gersdorf und Lichtenstein sowie Chemnitz gemeldet. In Gersdorf gab es eine Schlammlawine von einem Feld, weshalb die Straße im Ort einige Stunden gesperrt werden musste. Zudem mussten vereinzelt Bäume/große Äste beseitigt werden, wie in Aue, Plauen, Auerbach und Zwickau. Dabei wurden auch Autos beschädigt. Zu größeren Schäden kam es aber nicht.

 

Die schwersten Schäden gab es diesmal in Bayern und Baden-Württemberg. Sachsen wurde dagegen weitgehend verschont. Dennoch waren die Gewitter in Westsachsen heftig und allein schon wegen der hohen Blitzrate beeindruckend. 

 

Nachfolgend noch das Video, in dem auch die Blitzrate deutlich wird:

 

(externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=pzuHDz1K65s)

 

© Michel Oelschlägel

Datum: 19. April 2024

                  

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