Stürme Caius & Dieter sowie Randtief Egon - massive Verwehungen und Neuschneemengen im Erzgebirge 

 

Nach einer kurzen und kalten Hochdruckphase kam ab dem 11.01. wieder Bewegung in die "Wetterküche". Ein Tiefdruckkomplex bestehend aus den Tiefs Caius und Dieter bestimmte zunehmend das Wetter in Mitteleuropa und brachte etwas mildere, aber niederschlagsträchtige Luft nach Deutschland.


Am 11.01. dominierte durch den präfrontal auf Süd drehenden Wind der kalte Böhmische Wind in Sachsen, der lokal sogar Sturmstärke erreichte. Dabei gab es bereits in Süd- und Ostsachsen erhebliche Schneeverwehungen. Am Morgen lagen die Temperaturen zudem bei bis zu -20°C im Osterzgebirge. Mit Annäherung der Warmfront von Tief Dieter wurde es nur zögernd wärmer. Allerdings frischte nun überall der Wind immer mehr auf und es gab auch abseits der oben genannten Gegenden zunehmend Verwehungen. Das Maximum war am Nachmittag erreicht. Durch den Böhmischen Wind und durch die Warmfront des Sturmtiefs traten verbreitet Windböen und stürmische Böen auf - lokal auch Sturmböen. Es gab erhebliche Verwehungen. Zahlreiche Straßen wurden gesperrt, Autos und LKWs blieben liegen. Zudem setzte starker Schneefall ein.

 

Schneesturrm am Nachmittag des 11.01. an der Warmfront von Sturmtief Dieter...

 

Es gibt erhebliche Verwehungen - Straßen werden gesperrt...

 

Hier zwischen Freiberg und Kleinwalterdorf...

 

Dicke Schneewehen erobern sich die Straßen...

 

 

Hier ein Video vom Sturm:

(externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=vItw41LuxZ4)


Am Abend ließ der Wind dann spürbar nach und es gab nur noch in den Hochlagen Verwehungen. Insgesamt fielen binnen weniger Stunden etwa 5 cm Neuschnee durch den angesprochenen Schneefall, wobei später mit weiterem Temperaturanstieg zunehmend Nassschnee fiel. Trotz Setzung der Altschneedecke von Tief Axel über die vorangegangenen Tage und zeitweiligem Antauen vom noch nicht durchgefrorenen Boden her konnte sich so bis zum Morgen des 12.01. eine Schneedecke von 24-29 cm in Freiberg auf 420 m halten. Allerdings stiegen die Temperaturen im Tagesverlauf immer weiter an und lagen am Nachmittag bei 2-3 °C. Nur in den Hochlagen des Erzgebirges ab 600/700 m blieben die Temperaturen noch bei unter 0°C. Bis zum Abend reduzierte sich die Schneedecke daher nochmals auf 21-26 cm.


Mittlerweile bildete sich aus einer flachen Welle über dem Atlantik das Randtief Egon, welches unter Verstärkung Richtung Deutschland weiterzog. Am Abend wurde bereits Frankreich vom sich immer weiter verstärkenden Sturm getroffen. An der Küste wurden Orkanböen registriert, im Binnenland schwere Sturmböen und später zunehmend auch orkanartige Böen. Richtung Belgien und Luxemburg sowie im Saarland und in Rheinland-Pfalz traten - womöglich an einem sich kurzzeitig ausbildenden Sting-Jet - sogar einige Orkanböen bis in tiefe Lagen auf. Es gab erhebliche Sturmschäden. In der 2. Nachthälfte zog der Kern der Orkantiefs mit 980 hPa Richtung Berlin weiter. Somit wurde später auch Nordbayern, Thüringen und Sachsen erfasst. Allerdings blieb es hier meist bei schweren Sturmböen in den tiefen Lagen, lokal aber traten auch orkanartige Böen auf. Sturmschäden machten folglich auch hier den Einsatzkräften zu schaffen. Auf den Bergen gab es weiterhin Orkanböen. In den Hochlagen der westdeutschen Mittelgebirge traten zudem Neuschneemengen von teils über 20 cm binnen weniger Stunden auf. Im Tiefland kamen lokal 10-15 cm Nassschnee zusammen.


In Sachsen gab es in der Nacht zum 13.01. vorderseitig von Sturm Egon zeitweise Schneefall, in den Hochlagen kamen dabei sogar >5 cm Neuschnee zusammen. In den mittleren Lagen - wie eben auch in Freiberg - gab es keinen nennenswerten Neuschneezuwachs, zeitweise sogar Schneeregen. Zudem stiegen die Temperaturen in Sachsen bis zum Morgen kurzzeitig auf 3-6 °C! Nur in den höchsten Lagen blieb es bei Dauerfrost. Folglich setzte zeitweise Tauwetter ein. Die Schneedeckenhöhe lag in Freiberg am Morgen bei etwa 21-26.

 

Ab 7 Uhr wurde Sachsen auch vom Sturmfeld des Tiefs erfasst. Das Windfeld südlich des Kerns zeigte am Erzgebirge eine föhnbegünstigende Anströmung - und so kam es dann auch. In Südwest- und Mittelsachsen gab es einen Föhndurchbruch mit Föhnsturm. Dabei wurde die Höhenströmung bis in die tieferen Lagen herabgemischt. So traten auf dem Bergen Orkanböen mit bis zu 150 km/h auf, doch auch im Erzgebirgsvorland wurden verbreitet schwere Sturmböen, teils orkanartige Böen bis 113 km/h (Chemnitz) erreicht. Folglich gab es auch einige Sturmschäden und umgestürzte Bäume musste von den Straßen geholt werden. Ich hielt mich während des Sturms zeitweise an einem Waldstück bei Oederan nahe Freiberg auf, wo auch einige Bäume dem Sturm zum Opfer fielen. Die Windgeschwindigkeiten lagen hier bei 90-100 km/h, teils bei über 100 km/h.

 

Schwerer Föhnsturm im Erzgebirgsvorland und Erzgebirge - hier Aufnahmen zwischen Freiberg und Oederan

 

 

Einzelne Bäumen halten dem Sturm nicht stand und fallen um...

 

Die Spitzenböen liegen bei bis zu 150 km/h in den Bergen und bis zu 113 km/h im Erzgebirgsvorland...

 

Interessanter Morgenhimmel - das Windfeld des schweren Sturms Egon zieht über Sachsen hinweg...


Der starke Wind führte - erstaunlicherweise - zunehmend auch zur Verwehung der angetauten Nassschneedecke in den mittleren Lagen. So blieben schwere Schneeverwehungen nicht nur auf die Hochlagen beschränkt, sondern traten bis auf unter 400 m herab auf. Der schwere Nassschnee wurde teils extrem stark verweht, kleine Eisbrocken flogen durch die Luft und der Aufenthalt im Freien war gerade bei kräftigen Böen recht schmerzhaft. Innerhalb kurzer Zeit waren zahlreiche Straßen im Erzgebirge und Vorland blockiert - Autos und PKW wurden auf den Straßen eingeweht und mussten mit schwerem Gerät befreit werden. Teils waren auch Feuerwehren und das THW im Einsatz, um Autos, Busse und LKWs wieder freizuschleppen. Mancherorts war nur noch mit der Schneeschleuder ein Durchkommen möglich. Einige Autos und LKW konnten auch erst nach Abflauen des Sturmes geborgen werden. Meterhoch türmte sich dabei der Schnee auf den Straßen, teils war die Sicht gleich Null. Es war einer der heftigsten Schneestürme im Erzgebirge und Vorland seit Jahren!

 

Heftige Verwehungen in den mittleren Lagen - trotz Nassschneedecke!

 

 

Autos und LKWs bleiben in den Schneewehen stecken - hier zwischen Oberreichenbach und Oederan...

 

Auf den Feldern überall das gleiche Bild - erhebliche Verwehungen und kaum Sicht...

 

Irgendwo hier ist die Straße...

 

 

In den Hochlagen ist bei Pulverschnee und höheren Windgeschwindigkeiten die Situation noch weit dramatischer...

 

 

Nur hinter dem Winterdienst ist an vielen Stellen überhaupt noch ein Durchkommen möglich...

 

Massives Schneefegen auf den Feldern!

 

Bei heftigen Böen wird der Schnee mit Eispartikeln in hohem Tempo über die Felder gepeitscht - eine schmerzhafte Angelegenheit...


Ab dem Mittag beruhigte sich der Wind etwas, doch es gab weiterhin Wind- und stürmische Böen, in den Hochlagen schwere Sturmböen und orkanartige Böen. Verwehungen traten weiterhin in den höheren Lagen auf. Zudem setzte jetzt rückseitig des Tiefs starker Schneefall bis in tiefe Lagen ein und die Temperatur sank wieder. Bis zum Abend kamen dabei in etwa 6-7 h 5-10, teils >10 cm Neuschnee zusammen. In Freiberg waren es etwa 6-7 cm Nassschnee, sodass die Schneehöhe von zeitweise "nur" noch 19-25 cm wieder auf 25-31 cm anstieg.

 

Rückseitig setzt starker Schneefall ein...

 

 

Bis zum Abend fallen in Freiberg 6-7 cm Nassschnee, in den Hochlagen teils >10 cm Neuschnee...

 

 

Hier noch ein Video vom heftigen Sturm, den Verwehungen und dem Schneefall:

(externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=tmcTBwQk8Sk)


Mit Abzug von Tief Egon traf rückseitig noch ein weiteres Randtief aus dem Tiefdruckkomplex von Dieter/ Caius Deutschland und brachte ebenfalls Sturm und Schneefall mit sich. In Sachsen kamen dabei über Nacht nochmal 3-4 cm Neuschnee zusammen, in den Hochlagen des Westerzgebirges auch um 10 cm. Der 14.01. verlief anfangs eher ruhig, bevor am Abend in der einfließenden Kaltluft neue Schneefälle aufkamen. Bis zum Mittag des 15.01. fielen dabei nochmal 5-10 cm Neuschnee, in Freiberg etwa 6-8 cm. Insgesamt lag die Schneedecke nun bei 35-43 cm, in windgeschützten Waldlichtungen - wo das Tauwetter weniger stark ausfiel - gar bei über 45 cm! Weiterhin gab es bei windigem Wetter Verwehungen, auch im Freiberger Raum.

 

Die Folgen des Schneesturms in Freiberg...

 

Meterhohe Verwehungen!

 

 

Zustand vieler Straßen im Erzgebirge...

 

Dick verschneite Landschaft - ca. 40 cm Schnee lassen sich auf 400-420 m Höhe messen...

 

Verwehungen am Straßenrand...

 

Am Abend setzte nochmal von Norden her kräftiger Schneefall ein. Bis zum Morgen fielen binnen 14 h etwa 14-15 cm Neuschnee in Freiberg. Insgesamt lag nun die Schneehöhe bei 48-58 cm in Freiberg - in Waldlichtungen bei >60 cm. Bis zum Mittag führte etwas Neuschnee dann zur vorläufig höchsten Schneedecke des Winters, wobei 49-59 cm - ja nach Messstelle und Untergrund - gemessen werden konnten. Allein seit dem 13.01. sind damit >30 cm Neuschnee in Freiberg gefallen.

 

Ca. 14-15 cm Neuschnee in der vergangenen Nacht...

 

 

Mittlerweile liegen im Mittel 54-55 cm Schnee in Freiberg auf 420 m!

 

Autos sind dick eingeschneit...

 


Im Erzgebirge lagen nun bei 400-500 m verbreitet 40-60 cm Schnee, in den höheren Lagen 60-80 cm. Im Kammbereich wurden 90- >110 cm Schnee gemeldet. Langsam setzte sich nun in den Folgetagen die pulvrige Neuschneedecke wieder um einige Zentimeter. Zudem wurde es immer kälter, wobei es anfangs neblig trüb blieb. In den Hochlagen gab es sogar noch einige Zentimeter Neuschnee. Erst am 18.01. riss die Wolkendecke zögernd auf - beginnend in den Hochlagen. Dadurch wurde es dort ausgangs der Nacht bereits sehr kalt und es wurden bis zu -28°C in Marienberg-Kühnhaide gemessen. Durch die windschwache und feucht-neblige Luft sowie Temperaturen von unter -5°C bildete sich teilweise auch Raureif (nicht zu verwechseln mit Raueis, welches unter ähnlichen Bedingungen, jedoch bei kräftigem Wind entsteht). Die feinen Nadel wuchsen zentimeterdick an den Bäumen. Eine wunderschöne Winterlandschaft!

 

18.01. - langsam lockert es zögernd auf...

 

Durch das neblig-trübe Wetter der letzten Tage hat sich dicker Raureif gebildet...

 

Dieser besteht - im Gegensatz zum bekannten Raueis - aus feinen langen Nadeln, die büschelartig wachsen...

 

Raureif entsteht bei kalten Temperaturen von unter -5°C, hoher Luftfeuchtigkeit und - in Gegensatz zu Raueis - bei wenig Wind/ Windstille

 

Deutlich sind hier die feinen Nadeln zu sehen...


So schön der viele Schnee auch ist - er machte aber vielen Gemeinden und Städten auch Probleme. Innenstädte mussten mit schwerem Gerät beräumt werden (Marienberg, Freiberg, Annaberg), teils wurden Flachdächer und Hallen von der Schneelast befreit. Zudem wuchsen gewaltige Eiszapfen an den Dächern, welche durch Dachdecker, Spezialfirmen und Feuerwehren beseitigt werden mussten. Einige Straßen waren weiterhin über Tage hinweg im Erzgebirge nicht befahrbar - was insbesondere an den schweren Schneeverwehungen nach Sturm Egon lag. Diese erreichten Höhen von 1-2 m in den mittleren Lagen, im Kammbereich waren sie sogar >2 m hoch!

 

Die Stadt Freiberg wird vom Schnee beräumt...

 

An Häusern bilden sich teils gewaltige Eiszapfen...

 

 

Diese erreichen teils 2 m Länge!

 


Nach dieser schneereichen und stürmischen Phase beruhigte sich in den Folgetagen das Wetter. Freundliches, aber kaltes Hochdruckwetter mit knackigem Nachtfrost bis unter -20°C übernahm die Regie in Sachsen. Später stiegen bei sonnigem Wetter die Temperaturen im Erzgebirge tagsüber auch teilweise in den positiven Bereich, wobei sich die Schneedecke durch die meist niedrigen Taupunkte recht gut halten konnte. In Freiberg reduzierte sich die Schneehöhe bis zum 22.01. durch das sonnige Wetter und Temperaturen von teils um 3°C sowie auch bedingt durch ein Antauen der Schneedecke vom Boden her auf 28-40 cm. Lokal - an geschützten Stellen - lag auch teils noch deutlich mehr Schnee. In den Hochlagen konnten sich bis zum 22.01. etwa 70-90 cm halten - im Osterzgebirge etwa 60-70, teils bis 80 cm. Im Osterzgebirge gab es zeitweise auch einen kräftigen Böhmischen Wind, der insbesondere am 22.01. auch lokal zu Verwehungen führte. Dennoch war das Wetter im Erzgebirge insgesamt bis zum 23.01.2017 sehr sonnig und traumhaft, wie der nachfolgende kurze Videozusammenschnitt aus der Region Rehefeld-Zinnwald-Frauenstein im Osterzgebirge zeigt:

 

(externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=JjE1tYzIcds)

 

© Michel Oelschlägel

Datum: 14. Oktober 2024

                  

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