21.10.2021 - Sturmtief Hendrik verursacht orkanartigen Föhnsturm in Sachsen

 

Am 20.10.2021 wurde es im Vorfeld eines Sturmtiefs in Deutschland zunächst sehr mild. Gerade in Sachsen wurden Temperaturen von über 20°C gemessen. Am 21.10. zog dann vom Atlantik kommend das besagte Sturmtief namens Hendrik (in den Medien fälschlicherweise auch oft Ignatz genannt) Richtung Nordosten in den baltischen Raum. Dabei griff südlich vom Kern ein ausgeprägtes Sturmfeld in der Nacht zunächst auf Frankreich über, im weiteren Verlauf dann auch auf Deutschland. In der Nacht gab es dabei in Frankreich im Trog und entlang der Kaltfront vielfach schwere Sturmböen und orkanartige Böen, an exponierten Stellen oder mancherorts konvektiv gebunden auch einzelne Orkanböen. Ausgangs der Nacht und am Morgen frischte vor allem in einem Streifen in Mitteldeutschland (Saarland, Nordbayern, Hessen, RLP, in Teilen von NRW, Thüringen) der Wind deutlich auf und erreichte bald Spitzen von 90-100 km/h, exponiert auch orkanartige Geschwindigkeiten bis 110 km/h. Entlang der Kaltfront und in kräftigen Schauern traten auch vermehrt orkanartige Böen, vereinzelt Orkanböen auf.


Gegen 8 Uhr lag die Kaltfront über Thüringen. Zeitgleich herrschte in Sachsen bereits recht flächig Föhn aufgrund der günstigen SW-Anströmung am Erzgebirge. Dabei gab es bereits mancherorts schwere Sturmböen und erste Sturmschäden im Erzgebirge und Vorland. Die Kaltfront vertrocknete auf ihrem Weg nach Sachsen und konnte sich nur über Nordsachsen noch einigermaßen halten. Auch im Trog blieb der SW-Wind erhalten, wodurch auch der warme Föhn am Erzgebirge bestehen blieb und mittlerweile weite Teile Sachsens bis nach Ostsachsen hinüber beeinflusste. Temperaturen von über 17 Grad wurden hier teilweise erreicht. Zudem setzte auch am Thüringer Wald nun verstärkt Föhn ein, welcher sich vor allem von Erfurt bis Leipzig und Halle bemerkbar machte. Obwohl auch so im Trog schon vielfach Spitzenböen von 90-100 km/h erreicht wurden (vereinzelt darüber), bewirkte der Föhn eine weitere Windzunahme, einen recht hohen Mittelwind und schubweise immer wieder heftigere Böen. Im Freiberger Raum wurden so ab 10 Uhr verbreitet mehr als 90 km/h gemessen, ab 11:10 Uhr dann sogar Windspitzen bis 115 km/h (u.a. Nossen und Eppendorf mit 113 km/h) erreicht. An exponierten Stellen gab es auch noch etwas höhere Werte (einzelne Orkanböen). Richtung Dresden traten sogar vermehrt einige Orkanböen auf, hier war der Föhn also noch etwa stärker. Dabei schien lange Zeit bei milden Temperaturen die Sonne. Auch im Leipziger Raum kam es zuerst durch die dort noch aktive Kaltfront und später durch den Föhn vom Thüringer Wald zu orkanartigen Böen sowie einzelnen Orkanböen. Mit weiterer Ostverlagerung des Tiefs griff dann irgendwann die Okklusion des Tiefs auf Sachsen über und der Föhn bracht gegen 13 Uhr im Raum Freiberg zusammen. Dennoch gab es auch bis zum Abend noch Sturmböen, vereinzelt schwere Sturmböen.


Der erste heftige Herbststurm des Jahres verursachte zahlreiche Schäden. Gerade auch in Sachsen traten recht flächig schwere Sturmböen und orkanartige Böen auf. Mancherorts wurden Orkanböen registriert (u.a. Dresden Flughafen 119 km/h). Zahlreiche Bäume fielen um, Äste und Kronenstücke brachen ab. Autos wurden beschädigt, LKWs umgeworfen und Dächer vereinzelt abgedeckt. Durch umstürzende Bäume und Äste gab es auch mehrere Verletzte in Sachsen. Da die Bäume noch stark belaubt waren, wurden auch anteilig viele Laubbäume geworfen. Gleichzeitig schützen die Laubbäume im belaubten Zustand aber auch vulnerablere Bäume wie Fichten besser vor dem Wind. Insgesamt muss man ohnehin festhalten, dass durch die sehr trockenen Böden und eine trockene Vorgeschichte die Bäume mit ihren Wurzeln guten Halt fanden und den heftigen Böen so besser trotzen konnten. Dadurch blieb es meist bei Einzelwürfen und kleineren Gruppenwürfen in Sachsens Wäldern, die aber recht verbreitet auftraten. Vereinzelt sind aber auch etwas größere Gruppenwürfe entstanden. Eine nassere Vorgeschichte hätte das Ausmaß an Schäden noch deutlich erhöht. Dennoch ist sachsenweit von einem Schadensausmaß im Wald von ungefähr 100.000-150.000 Festmetern auszugehen (Stand Nov. 2021).


In den Folgetagen schwappte dann ein Schwall deutlich kühlerer Luft rückseitig des Tiefs nach Mitteleuropa, zeitweise gab es dabei auch kräftige Schauer und stürmische Böen. Damit war die erste und zugleich heftige Sturmlage des Herbstes 2021 beendet.

 

Nachfolgend noch das Chasingvideo vom 21.10.2021 aus dem Raum Mittelsachsen, genauer aus dem Freiberger Raum:

 

Video zum orkanartigen Sturm bei Freiberg (externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=WCSm3UNn14A)

 

Nachfolgend noch einige weitere Schadensbilder aus dem Freiberger Raum, aufgenommen am 22.10.2021:

 

Auch viele Laubbäume hat es - bedingt durch den noch hohen Belaubungszustand - diesmal erwischt...

 

Trotz einer beeindruckenden Wurzel hat dieser Laubbaum dem Sturm nicht standhalten können...

 

Mancherorts findet man auch Gruppenwürfe...

 

Ein Mikado aus Laubbäumen...

 

 

Auch hier liegen gleich 3 Laubbäume nebeneinander...

 

Dieser große Baum ist einfach abgebrochen...

 

Weiterer Gruppenwurf...

 

Große abgebrochene Fichte...

 

Weiterer Gruppenwurf aus Birken und Fichten...

 

Blockierte Waldwege...

 

Eine riesige Lärche hat es hier entwurzelt...

 

Auch hier sind gleich mehrere Bäume umgestürzt...

 

Auch im Siedlungsbereich findet man immer wieder umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste/Kronen...

 

Nachfolgend noch weitere Schadensbilder aus dem Freiberger Raum, aufgenommen am 27. und 29.10.2021:

 

Weitere Aufnahmen von einigen Gruppenwürfen bei Freiberg...

 

 

 

Zwischen Oederan und Freiberg...

 

Hier hat es zahlreiche Laubbäume geworfen...

 

© Michel Oelschlägel

Datum: 19. April 2024

                  

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