Zusammenfassung Winter 2010/2011
Nach einem ruhigen Herbst startete der November ungewöhnlich mild. Erst ab Monatsmitte wurde es spürbar und nachhaltig kühler, es gab erste nennenswerte Schneefälle. In der Woche vom 22.11. bis zum 29.11. gab es vor allem im Erzgebirge Schneefälle mit > 15 cm Neuschnee. Aber selbst im Erzgebirgsvorland kamen um 10 cm zusammen.
Mildes Wetter in der ersten Monatshälfte des Novembers...
erste nennenswerte Schneefälle in der 2. Novemberhälfte
Tief Jenna brachte, einer Vb-Zugbahn folgend, am 29.11.-30.11. erneut kräftige Schneefälle, wobei in Sachsen 10-15 cm, teils auch 20 cm Neuschnee binnen 24 h zusammen kamen. Neuer Schnee ließ nicht lang auf sich warten.
Tief Jenna zieht auf...
selbst im Erzgebirgsvorland gibt es nennenswerten Neuschneezuwachs
Am 1. Dezember brachte Tief Katharina kräftige Windböen und Schneefälle mit sich. Durch den Wind gab es nennenswerte Verwehungen, nachts kamen vor allem in Sachsen noch 10-20 cm in 12-16 h zusammen. In der sächsischen Schweiz erreichten die Neuschneehöhen bis zu 25 cm. Insgesamt lagen nun im Erzgebirgsvorland bis zu 40 cm Schnee, beispielsweise in der Chemnitzer und Freiberger Ecke.
Schneeverwehungen am 1. Dezember durch Tief Katharina
neuer starker Schneefall in der Nacht zum 2. Dezember
Am 8. Dezember gab es kräftiges Tauwetter durch Tief Monika. Teils starker Regen führte zum Zusammensacken der Schneedecke. Gleichzeitig nahm deren Wasseranteil massiv zu. Gegen Abend ging der Regen in Eisregen über. Rasch bildete sich eine bis zu 2 cm dicke Eisschicht an Gegenständen und auf Wegen, es folgte extreme Eisglätte. Vor allem Richtung Ostthüringen gab es größeren Eisbruch an Bäumen, verbunden mit Stromausfällen. Im Laufe des Abends ging der Eisregen in Eiskörner und anschließend in starken Schneefall über. In den kommenden 24 h fielen verbreitet um 15 cm Neuschnee im Erzgebirge und dessen Vorland, zum Teil auch mehr. Zudem legte der Wind am Folgetag erheblich zu, es gab sogar Sturmböen. Neuschnee und Wind führten zu erheblichen Schneeverwehungen und Sichteinschränkungen. Zahlreiche Straßen mussten in dessen Folge gesperrt werden.
Eisregen am 8.12., wie hier im Freiberger Raum
Starkschneefall in der Nacht auf den 9.12.
heftige Schneeverwehungen am 9.12., hier im Raum Freiberg
Die Serie starker Schneefälle nahm nicht ab. Schneetief Orike brachte am 11. Dezember nach neuerlichen Schneefall Tauwetter bis auf 700 m hinauf. In den Kammlagen gab es dagegen kräftigen Schneefall mit Verwehungen. Am 12.12. sank die Schneefallgrenze wieder bis ins Tiefland hinab. Zugleich gab es Schneefälle von 15-20 cm in 24 h in den Lagen zwischen 400 und 600 m. Trotz anfänglichem Tauwetter konnte sich so auf 450 m eine Schneedecke von 30-35 cm, in den Lagen um 600 m von 45-50 cm halten. Bis zum 14. Dezember gab es noch leichte Schneefälle, bevor durch das Tief Orike am Abend des 14.12. erneut heftiger Schneefall einsetzte. Zeitweise gab es vor allem am 15.12. sehr starken Schneefall im Erzgebirge und dessen Vorland, es gab 30-50 cm Neuschnee binnen 24 h. Nach dem Starkschneefall lagen in Freiberg auf 400-450 m 60-65 cm Schnee, das entspricht der höchsten Schneedecke seit > 50 Jahren. In Lagen um 600 m erreichte die Gesamtschneehöhe 80-90 cm, über 750 m wurden Schneehöhen jenseits von 1 m erreicht. Vor allem im Erzgebirge war die Lage dramatisch, es kam durch das Verkehrschaos zu Benzinknappheit. Teils fiel für mehrere Tage die Schulen im Erzgebirge, Landkreis Mittelsachsen und im Zwickauer Land sowie in der Stadt Chemnitz aus.
nach Tauwetter setzt am 12. Dezember erneut starker Schneefall ein
starker Schneefall in der Nacht zum 15.12. in Sachsen, hier in Freiberg
bis zum Abend fallen 30-32 cm Neuschnee (in 24 h) in Freiberg auf 450 m, im Erzgebirge bis 50 cm
Schneemassen im Erzgebirge nach dem Starkschneefall am 15.12.
Tief Petra brachte am 17.12. erneut Schneefall, der aber in Sachsen nicht sehr ergiebig ausfiel. Durch kräftigen Wind gab es allerdings erhebliche Verwehungen, vor allem am 20. Dezember. In der Nacht stieg die Schneefallgrenze vorrübergehend auf 800 m. Gleichzeitig gab es schwere Sturmböen, oberhalb von 700 m auch orkanartige Böen. Auf dem Fichtelberg wurde mit 144 km/h voller Orkan erreicht. Heftige Verwehungen gab es aber nur > 800 m, darunter pappte der Schnee bei Temperaturen von knapp über 0 °C. Neben tagelangem Schneebruch, der vor allem im Vogtland recht heftig ausfiel, brachte dieser Sturm nun auch Windbruch mit sich. Im Forstbezirk Eibenstock sollen mind. 5000 Bäume gebrochen worden sein. Vor allem der Raum Klingenthal und Eibenstock war betroffen.
Sturm, Schneefall und Verwehungen durch Petra am 17.12.
Dächer werden vielerorts von der Schneelast befreit, da immer wieder Flachdächer der Last nachgeben
auch Schneebruch ist ein Thema
am Abend des 20.12. gibt es erneut starken Wind und Verwehungen, bevor im Laufe der Nacht die Temperaturen knapp über 0 °C steigen
heftiger Sturm in der 2. Nachthälfte zum 21.12., Böen erreichen oberhalb von 700 m Bft. 11, in den Kammlagen Bft. 12
Nach Tauwetter vom 21.-23. Dezember wurden die Verluste um Weihnachten wieder ausgeglichen. Nach Eisnieselregen am Morgen des 24.12. mit erheblicher Glättebildung und Unfallserien ging der Niederschlag im Laufe des frühen Nachmittags in Eiskörner, später kräftigen Schneefall über. Der Schneefall dauerte bis in die Nacht zum 26.12. weiter an, sodass in 24 h verbreitet 25-30 cm zusammen kamen. Auf 600 m wurden erneut Schneehöhen von knapp über 90 cm erreicht, in den Kammlagen 120-140 cm. Selbst im Erzgebirgsvorland lagen 50-60, teils bis 70 cm Schnee. Vielerorts wurden die höchsten Schneehöhen seit Jahrzehnten erreicht, lokal auch Rekorde gebrochen.
Eisregen am Morgen des 24.12.
später geht der Eisregen in Eiskörner über
ab 15 Uhr schneit es anhaltend
viel Neuschnee auch am 25.12.
Schneesituation am Abend des 25.12., es liegen auf 600 m wieder 80-90 cm
Schneemassen am Folgetag
Schneemassen belasten die Dächer, immer wieder geben welche nach...
In Folge der heftigen Schneefälle im Dezember gab es nicht nur erhebliche Behinderungen im Straßenverkehr, teils gab es Schulausfälle und zahlreiche Dächer stürzten durch die Schneelast ein. In den Folgetagen bis zum Jahreswechsel dominierte hochdrucklastiges Wetter, größere Schneefälle blieben aus. Tagsüber herrschte vor allem im Bergland sonniges, aber sehr kaltes Wetter. Vor allem nachts fielen die Temperaturen teils unter -20 °C...
Tellerhäuser bei etwa 100-120 cm Schnee und Sonnenschein
Blick vom 1214 m hohen Fichtelberg
kammnah liegen bis zu 145 cm Schnee
nachts fallen die Temperaturen teils unter -20 °C
Nach kräftigen Schneeschauern am 2. und 3. Januar wurde es ab dem 5. Januar im Tagesverlauf langsam milder. Anfangs gab es noch Schneefall und Sturmböen, was nochmals zu erheblichen Verwehungen führte. Später ging der Niederschlag in Eisregen über, ab den Vormittagsstunden in Regen. Vor allem vom 6.-9. Januar reduzierte sich die Schneedecke erheblich, bei Tageshöchstwerten von teils > 10 °C. Zeitweise gab es auch Regen, allerdings keine abflussrelevanten Mengen. Gerade am 8. und 9. Januar herrschte auch warmer Erzgebirgsföhn, sodass die hohen Schneedecken vor allem im Flachland abschmelzen konnten. Der hohe Wasseranteil der Schneedecke (teils 100-160 mm gebundenes Wasser) lies dabei die Flüsse stark anschwellen. In Sachsen führte dieser 1. Höhepunkt des Tauwetters vor allem in den Unterläufen der Flüsse zu Hochwasser, verbreitet wurden die Hochwasser-Alarmstufen 1-2 erreicht, teils auch Stufe 3 - vor allem in der Leipziger Gegend. In den Oberläufen und an den Erzgebirgsflüssen stiegen die Pegel ebenfalls, aber erreichten kaum Alarmstufen. Auf 600 m sackte die Schneedecke binnen 4 Tagen von 73-83 (3. Januar) auf etwa 35-40 cm. Durch das Tauwetter gab es auch zahllose Dachlawinen. Verbreitet entstanden dadurch Schäden an Dächern, weil Dachschindeln, Schiefer oder Eisfangzäune mit heruntergerissen wurden.
Eisregen am Morgen des 5. Januars
Mit dem Tauwetter und den Dachlawinen entstehen auch Schäden an Dächern, weil Dachteile mit heruntergrissen werden...
Nach kurzer Beruhigung des Tauwetters durch nächtliche Temperaturen im Frostbereich setzte ab dem Nachmittagsstunden des 12. Januars mit weiteren Tiefausläufern neuer Regen ein. Zudem stiegen die Temperaturen vor allem am 14. Januar auf > 10 °C. Binnen 48 h (12. und 14. Januar) fielen in Südsachsen verbreitet 25-35 mm Niederschlag. Zusammen mit der massiven Schneeschmelze führte dies zu einer markanten Hochwasserlage, welche diesmal auch die Oberläufe der Flüsse betreffen sollte. Vor allem am 14. Januar stiegen die Flüsse stark an, verbreitet wurden in Sachsen die Alarmstufen 2-3 erreicht, lokal auch knapp Stufe 4 (Größe Röder, Freiberger Mulde bei Leisnig). Gerade das Einzugsgebiet der Mulde war betroffen. Dramatisch war die Lage beispielsweise im Bereich der Flöha in Falkenau und in der Stadt Flöha, wo Zschopau und Flöha zusammenfließen. Zahlreiche Keller liefen hier durch den steigenden Grundwasserspiegel voll, ufernahe Straßen und Grundstücke wurden überflutet. Nach dem Überlauf der Talsperre Kriebstein stieg die Freiberger Mulde im Unterlauf stark an und erreichte die Alarmstufen 3-4! Weniger kritisch war die Situation an der Zwickauer Mulde, dort wurden Alarmstufen von 1-2 erreicht. Weiterhin dramatisch war auch die Lage um Leipzig, wo die Weiße Elster und die Pleiße massive Probleme bereiteten. Allerdings gab es auch abseits der Flüsse Probleme durch Schmelzwasser, welches von den Feldern in Keller eindrang und Straßen überflutete. Teils bildeten sich auch große Schmelzwasserseen auf den Feldern.
Auch die Elbe erreichte am 15.01. Warnstufe 3 mit steigender Tendenz, während die anderen Flusspegel im Muldeneinzug langsam wieder sanken. Nach diesem Tauwetter waren die meisten Felder bis in Höhenlagen von 750 m schneefrei, nur oberhalb von 800 m konnte sich eine geschlossene Schneedecke halten. Kammnah blieben 40-55 cm Schnee übrig. Vor allem in kühlen Wäldern und engen, kalten Tälern konnte sich aber auch bis auf 400 m hinab eine geschlossene Nassschneedecke halten. Diese Tauhochwasserlage war übrigens vergleichbar mit dem Frühjahrshochwasser im März 2005. Damals war die Zwickauer Mulde allerdings stärker betroffen, während die Freiberger Mulde ab Nossen niedrigere Pegel aufwies.
Hochwasser der Striegis bei Pappendorf - der sonst kleine Fluss tritt hier massiv über die Ufer
Vergleichsbild: Normalstand der Striegis bei Pappendorf
Hochwasser der Flöha in der Stadt Flöha
In den Folgetagen stiegen die Elbpegel in Sachsen weiter an, sodass die Pegel Schöna und Riesa die Hochwasserwarnstufe 4 nur um 5 cm verfehlten. Vor allem aber weiter flussabwärts in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen wurden durch die Wassermassen der auch Hochwasser-führenden Elbzuflüsse Saale, Mulde und Schwarze Elster verbreitet Pegelwerte über der höchsten Hochwasserwarnstufe erreicht. In Niedersachsen wurden sogar die rekordverdächtigen Pegel vom Frühjahrshochwasser 2006 überschritten.
Nach dem Tauwetter konnte man endlich auch mal wieder ein paar Schritte in die Wälder unternehmen, wo zuvor Schneemassen kaum Zugangsmöglichkeiten boten. Allerdings zeigte sich dort ein vielerorts trauriger Anblick. Durch die Schneemassen im Dezember sind nach den Wintern 2004/2005, 2005/2006 und 2008/2009 erneut erhebliche Schneebruchschäden zu beklagen, vor allem im Vogtland und im Westerzgebirge. Gerade jüngere Bestände wurden erheblich geschädigt, aber auch große Bäume haben der Schneelast nachgegeben.
erheblicher Schneebruch in den Wäldern
Nach der milden Episode stellte sich ab dem 19.01. wieder Winterwetter ein. Immer wieder gab es Schneefälle, teils auch kräftigerer Natur. Gerade vom 23.-26.01. gab es zeitweise kräftige Schneefälle und Schneeschauer, teilweise auch Eisregen. Bis zum Monatsende konnte sich so im Erzgebirge und dessen Vorland wieder eine ansehnliche Schneedecke ausbilden. Auf 400-450 m waren 15-20 cm, auf 600 m bereits 25-30 cm Schnee messbar. In den Hochlagen >750 m, wo teils erhebliche Schneemengen das Tauwetter in der ersten Monatshälfte überstanden hatten, erreichten die Schneehöhen sogar 70-95 cm. Der Großteil des neuen Schnees war allerdings recht nass und schwer, was zusammen mit Reifbildung erneut lokal zu Schneebruch führte. Die letzten Januartage endeten sonnig unter Hochdruckeinfluss, allerdings blieb es frostig kalt. Der kräftige Böhmische Wind führte lokal zu Verwehungen und zu Windchill-Werten von bis zu -20 °C (gefühlte Temperatur).
Hochdruckwetter Ende Januar
Sonnenschein und unter der Schneelast leidender Winterwald
Der Februar leitete eine im Vergleich zum ersten Winterabschnitt überwiegend hochdruckdominante Episode ein. Nennenswerten Neuschnee gab es nicht, in zeitweilig milderen, regnerischen Phasen taute die Schneedecke schrittweise bis in die mittleren Höhenlagen des Erzgebirges ab. Allerdings gab es auch kalte Abschnitte. So kam es um den 20. des Monats bei Frost und Nebel zu erheblicher Reifbildung, vereinzelt sogar zu Reifbruch.
meist dominierte sonniges Hochdruckwetter im Februar
Nebel mit Reifbildung im Februar
Auch der März zeigte sich hochdrucklastig, wobei es noch nennenswerten Nachtfrost gab. Schnee war kein Thema mehr. Im Vergleich mit anderen Jahren war der März dieses Jahr für das Erzgebirge kein wirklicher Wintermonat mehr. Der April zeigte sich ebenso meist mild und sonnig, nur zur Monatsmitte gab es einen kurzen Winterrückfall, wobei es im Erzgebirge ab 400 m Schneefälle gab, die ab 600 m zur Bildung einer Schneedecke führten. Vor allem im Osterzgebirge wurden in den Kammlagen 18-20 cm Neuschnee binnen 36 h gemessen.
Fazit: Der Winter 2010/2011 startete mit einer ungewöhnlich schneereichen Witterungsperiode. Vielerorts brachte es der Dezember durch kräftige Tiefdruckaktivität zu Schneehöhen, wie sie in den tieferen und mittelhohen Lagen Sachsens seit Jahren nicht mehr beobachtet wurden. So erreichte die Schneedecke in Freiberg zur Monatsmitte mit >60 cm ihren höchsten Wert seit mind. 50 Jahren! Lokal wurden auch Schneehöhenrekorde gebrochen. Zudem gab es erhebliche Verkehrsbehinderungen und Forstschäden durch Eis- und Schneebruch, letztere vor allem im Vogtland. Der Januar brachte neben winterlichen Abschnitten erhebliches Tauwetter zur Monatsmitte, welches zu einem massiven Hochwasser führte (Hochwasserwarnstufen 3-4 an Mulde und Elbe). Die 2. Winterhälfte war das große Gegenteil zum ersten Winterabschnitt, da ab Februar Hochdrucklagen dominierten und Schneefälle eher die Ausnahme darstellten.
© Michel Oelschlägel
Datum: 11. Dezember 2024