Zurück zur Schadensübersicht

 

Schäden südöstlich von Elsterwerda Richtung Gröden:

 

Die Superzelle zeigte bei ihrer Passage über Elsterwerda auf dem Niederschlagsradar ein extremes Hakenecho, welches auf deutliche Rotation und die Möglichkeit eines Tornados hindeutete. Daher habe ich mein Videomaterial nochmal genauer angeschaut und tatsächlich einen rotierenden Funnel (Tornadoansatz) erkennen können. Dieser Funnel war wohl - wie sich später zeigte - die Geburt eines späteren Tornados. Weiterhin fällt - gerade bei Kontrastverstärkung - auf, dass nach dem trockenen Downburst im Chasingvideo der Staub nach oben "weggesaugt" wird. Zusammen mit der zuvor beobachteten Funnelbildung und dem Haken-Echo war also ein Tornadoereignis bei Elsterwerda nicht ausgeschlossen.

 

Radardaten zum Hakenecho (kachelmannwetter.com):

16:20 Uhr MESZ: https://kachelmannwetter.com/de/einzelradar/dresden-mitte/20170622-1420z.html

16:25 Uhr MESZ: https://kachelmannwetter.com/de/einzelradar/dresden-mitte/20170622-1425z.html

16:30 Uhr MESZ: https://kachelmannwetter.com/de/einzelradar/dresden-mitte/20170622-1430z.html

 

Video zum Tornadoverdacht bei Elsterwerda - Funnelbildung und Durchzug mit Staubaufwirbelungen, welche nach oben gesaugt werden... (externer Link: https://www.youtube.com/watch?v=_Xo4-ub3Vg4)

 

Basierend auf den Daten habe ich nachfolgend südöstlich von Elsterwerda bis nach Gröden-Hirschfeld nach Tornadoschäden gesucht. Dabei folgte ich der Zugbahn des Hakenechos auf den Radarbildern. Tatsächlich konnte ich neben schweren Downburstschäden auch Schäden entdecken, die nur mit einem Tornado als Schadensursache erklärbar sind. Nachfolgend die Schadensdokumentation:

 

Zu Beginn gibt es eine Übersichtskarte zum Schadensgebiet. Auf 2 Bereiche des tornadoverdächtigen Bereiches soll nachfolgend eingegangen werden. Zu diesen Bereichen folgen nochmals Karten, welche die Fallrichtung ausgewählter Bäume und sogenannte Bildpunkte mit Blickrichtung zeigen. Letztere sind mit Zahlen versehen, sodass eine Zuordnung zu den nachfolgend angegebenen Fotos möglich ist.

 

Übersichtskarte zu dem wahrscheinlichen Tornadoverlauf bei Elsterwerda - auf die markierten Gebiete A und B wird nachfolgend eingegangen. Meine Position und damit die meines Chasingvideos ist ebenfalls angegeben...

 

Schadensgebiet A:

 

Übersichtskarte zu Gebiet A mit Fallrichtung ausgewählter Bäume und mit Bildpunkten - die Fotos zu den Bildpunkten sind nachfolgend aufgeführt

 

Bildpunkt 1 - hier sind es noch typische Fallwindschäden

 

Bildpunkt 2 - typische lineare Fallrichtung

 

Bildpunkt 3

 

Bildpunkt 4 - massive Downburstschäden in einem Laubwaldbestand

 

Bildpunkt 5

 

Bildpunkt 6 - Blick in einen komplexeren Schadensbereich direkt neben den Downburstschäden der Bildpunkte 4 und 5 - man beachte die umgefallenen Jägerhochstände...

 

Bildpunkt 8 (nicht wundern, 7 gibt es nicht ;) - konvergentes Fallmuster

 

Bildpunkt 9 - Blick vom ungefallenen Hochstand auf die Baumgruppe aus Bildpunkt 8

 

Bildpunkt 10 - stark konvergentes und voneinander abweichendes Fallmuster von Hochstand und den 2 Bäumen im Bild

 

Bildpunkt 11

 

Bildpunkt 12 - hinter den Bäumen von Bildpunkt 11 liegen Äste in eine Richtung, die nicht mit den Windrichtungen der normalen Fallwindböen erklärbar sind

 

Bildpunkt 13 - zerstörter Hochstand

 

Bildpunkt 14 - Blick auf eine stark geschädigte, exponierte Baumgruppe auf dem Feld - Äste davon sind bogenförmig auf dem Feld verteilt (= Tornadoindiz)

 

Bildpunkt 15 - Blick zurück auf die Baumgruppe von Bildpunkt 10, 11, 12

 

Bildpunkt 16 - verdächtige Schäden - vor allem im Vergleich mit denen aus Bildpunkt 17 zeigt sich ein konvergentes Schadensbild

 

Bildpunkt 17 - Bäume auf dem Foto zu Bildpunkt 16 sind nach links, diese nach rechts gefallen

 

Nochmal kleines Panorama zu den Schäden von Bildpunkt 16 und 17

 

Bildpunkt 18 - Ebenfalls uneinheitliches Fall- und Bruchmuster (gerade einiger Äste)

 

Bildpunkt 19 - Hier setzen erste nennenswerte konvergenze Schäden ein - man beachte die gefallenen Bäume rechts und links im Bild! Vor allem der rechts ist nicht mehr mit den Windrichtungen erklärbar, aus denen die Fallböen kamen (WNW-NNW)...

 

Schadensgebiet B:

 

Übersichtskarte zu Gebiet B mit Fallrichtung ausgewählter Bäume und mit Bildpunkten - die Fotos zu den Bildpunkten sind nachfolgend aufgeführt

 

Bildpunkt 1 - Blick auf Bruchschäden an einer Baumreihe - die Baumteile sind nach SSW gefallen - was noch zur Windrichtung bei der Zellpassage passen würde...

 

Blickt man etwas weiter nach rechts, so erkennt man Äste hinter der Baumreihe liegen!

 

Bildpunkt 2 - Blick in die andere Richtung nach Osten hinter die Baumreihe, wo teils große Äste und Baumstücke liegen. Diese liegen nach NNO und entgegengesetzt zu den anderen Bruchschäden - und damit auch entgegen der Windrichtung bei der Zellpassage! 

 

Bildpunkt 3 - Bäume sind nach Norden gefallen, was überhaupt nicht zur Windrichtung bei der Zellpassage passt!

 

Bildpunkt 4 - Dieser Baum steht direkt neben dem rechten Baum auf dem Foto zu Bildpunkt 3 und ist um 180 Grad versetzt zu diesem gefallen!

 

Bildpunkt 5 - weiteres Beispiel für ein extrem unterschiedliches Fallmuster

 

Bildpunkt 6 - hier sieht man es noch besser - ein Baum ist nach links, der andere nach rechts gebrochen - also um 180 Grad verschiedene Fallrichtung!

 

Hier nochmal das obige Foto mit verdeutlichter Fallrichtung...

 

Bis zwischen die Orte Hirschfeld und Gröden zieht sich noch das besagte Schadensbild aus teils sehr unterschiedlichen Fallrichtungen. Weiter nach Süden konnte ich dann aber nicht vordringen...

 

Zusammenfassung

 

Neben zahlreichen massiven Burstschäden ist mit großer Sicherheit auch ein Tornado im Raum Elsterwerda aufgetreten! Die Indizien (Funnel im Video und Hakenecho auf dem Niederschlagsradar) konnten mittels der Schadensanalyse deutlich erhärtet werden. Alles passt sehr gut zusammen. Der Sichtung des Funnels und dem aufgewirbelten Staub im Video folgt eine zunehmend konvergente Schadensschneise mit teils massiv abweichenden Fallrichtungen (insbesondere in Schadensgebiet B). Der Verlauf der Schneise folgt sehr gut dem Hakenecho auf den Radarbildern! Ein Teil des Schadensbildes ist durch nichts anderes als einen Tornado erklärbar! Die Intensität ist allerdings schwer abzuschätzen, da dieser vor allem auf Feldern sein Unwesen trieb und nur ab und an Bäume und Baumgruppen traf. Basierend auf diesen Daten sind Windgeschwindigkeiten im Tornado von etwa 120-160 km/h denkbar, eventuell jedoch auch lokal mehr. Schon beeindruckend, dass im Nachgang quasi ein entstehender Tornado über mich in Elsterwerda am 22.06. hinweggezogen ist. Insgesamt gesehen sind die weitaus meisten Schäden jedoch durch die schweren Fallböen von oftmals 120 bis teils sogar deutlich >140 km/h entstanden. Nachfolgend noch einige Aufnahmen zu weiteren Downburstschäden aus dem Gebiet:

 

Aufnahmen von Downburstschäden im Raum Elsterwerda...

 

Waldgebiete um und in Elsterwerda sind stark betroffen...

 

 

Elsterwerda Richtung Kahla...

 

© Michel Oelschlägel

Datum: 14. November 2024

                  

Homepages selbst erstellen