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Die Superzelle am 22.06., welche von Wolfsburg über Magdeburg, Elsterwerda und weiter Richtung Pulsnitz bis nach Tschechien zog, verursachte gewaltige Schäden in ihrem Durchzugsgebiet. Ich habe mich in den folgenden Tagen vor allem um Elsterwerda bis Königsbrück umgesehen. Nachfolgend einige Bilderberichte und Analysen zu einigen ausgewählten Gebieten.


Zur Übersicht gibt es eine Karte, welche das Gebiet großflächig zeigt, wo Sturmschäden - vielfach auch schwere Sturmschäden - aufgetreten sind. Über die roten Kästchen sind Ausschnitte aus dem Gebiet gekennzeichnet, wo ich mich genauer umgesehen habe. Zu den Gebieten B und D gibt es explizite Analysen (siehe Links dazu unten in den entsprechenden Beschreibungen), da dort sehr massive Schäden aufgetreten sind (B) oder aber ein zusätzlicher Tornadoverdachtsfall diskutiert wird (D).

 

Übersichtskarte - auf die Schadensgebiete A-F (rote Kästchen) wird nachfolgend eingegangen...


Gebiet A: Bad Liebenwerda
Hier gibt es zahlreiche Sturmschäden, welche sich Fallböen zuordnen lassen. Dabei sind Spitzenböen von über 130 km/h wahrscheinlich (lokal auch erheblich mehr). Das Schadensbild ähnelt sehr dem aus Elsterwerda.

 

Schadensbild aus Bad-Liebenwerda


Gebiet B: Theisa - Schadewitz (mit Analyse)
Hier wurden sehr massive Schäden verursacht. Sogar Starkstrommasten wurden umgeworfen. Daher existiert zu diesem Gebiet eine tiefgründigere Analyse mit einer Übersichtkarte und es erfolgt eine genauere Einordnung der Schäden. Letztlich konnte ein Tornado als Schadensursache ausgeschlossen werden und extreme Downburstböen von 140 bis über 150 km/h - teils auch über 170 km/h (ggf. sogar noch deutlich mehr) - sind für die massiven Schäden verantwortlich. Hier gehts zur umfassenden Analyse!

 

Schwere Schäden bei Schadewitz...

 

Sogar Starkstrommasten wurden hier geworfen...


Gebiet C: Waldgebiet nördlich von Elsterwerda
Hier gibt es lokal ebenfalls starke Schäden im Waldbestand. Dabei sind massive Druckschäden und auch zahlreiche Bruchschäden zu finden. Ursache sind hier erneut heftige Fallböen (teils >140 km/h, lokal auch mehr denkbar).

 

Massive Waldschäden im Waldgebiet nördlich von Elsterwerda...

 

Bruch und Druckschäden deuten hier stark auf Fallböen hin...

 

Neben jungen Beständen sind auch zahllose große und alte Bäume gebrochen oder geworfen...

 


Gebiet D: Elsterwerda und Region zwischen Plessa und Gröden (mit Analyse)
Hier ist das Schadensbild weit komplexer. In Elsterwerda haben schwere Fallböen von 120 bis über 130 km/h - teils auch deutlich über 140 km/h - verbreitet schwere Vegetationsschäden verursacht. Tausende Bäume sind gebrochen. Doch in diesem Gebiet trat mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch ein Tornado auf. Dieser bildete sich noch über Elsterwerda und ist im Chasingvideo sogar am Ende kurz erkennbar (Staub wird nach oben gesaugt). Die genauere Durchsicht meines Materials zeigte zuvor sogar die Bildung eines rotierenden Funnels (dieser wird in einem weiteren Video in der Analyse gezeigt). In Elsterwerda selbst sind die Schäden durch den Tornado aber noch unbedeutend und die Fallböen waren hier wesentlich problematischer. Erst südöstlicher, ab dem Reißdamm bis in das Gebiet zwischen Gröden und Hirschfeld, lassen sich deutliche Tornadoschäden neben zahllosen Downburstschäden finden. Dort war auf dem Radar auch die Ausbildung eines massiven Hakenechos erkennbar, was auf einen Tornado hindeutete. Teils ist die Zuordnung einiger Schäden aber auch schwierig, da sowohl Downbursts als auch der Tornado in dem gleichen Gebiet aufgetreten sind. Hier die umfangreiche Bildanalyse mit Kartenmaterial zur Verifikation des Tornadoereignisses. Dort finden sich auch noch einige Aufnahmen von weiteren Fallwindschäden aus der Region...

 

Schwere Sturmschäden in und um Elsterwerda...

 

Ganze Wälder sind hier wieder betroffen...

 

Hier trat aber neben schweren Fallböen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch ein Tornado auf...


Gebiet E: Zwischen Großthiemig und Hirschfeld
Beide Orte wurden auch schwer vom Unwetter getroffen, wie auch die Waldgebiete in der Umgebung. Spitzenböen von teilweise >140 km/h (ggf. auch deutlich darüber, da teils exponierter und winderprobter Bestand stark geschädigt wurde) sind hier wahrscheinlich. Tornadoschäden finden sich hier nicht. Lediglich zwischen Gröden und Hirschfeld ist noch ein konvergentes Schadensmuster zu finden, welches sich der im Gebiet D angesprochenen Tornadoschneise zuordnen lässt.

 

Massive Waldschäden zwischen Großthiemig und Hirschfeld...

 

 

Ein deutlich lineares Wurfbild deutet auf massive Fallböen hin...

 

 


Gebiet F: Thiendorf-Königsbrück
Auch hier gibt es schwere Unwetterschäden. Bisher konnten keine Hinweise auf einen Tornado gefunden werden und maximale Fallböen von 120 bis teils deutlich >140 km/h sind hier wahrscheinlich. Es gibt massive Bestandsschäden in den ausgedehnten Waldgebieten in der Region. Das Schadensgebiet zieht sich bis nach Pulsnitz. Die Vegetationsschäden sind massiv.

 

Schwere Waldschäden zwischen Königsbrück und Thiendorf

 

 


Zusammenfassung:
Insgesamt konnte bisher ein Tornado im Rahmen der Superzelle bestätigt werden, welcher in Töppel in Sachsen-Anhalt mit einer Stärke von T4/F2 auftrat (auf diesen Fall bin ich hier nicht weiter eingegangen, da dieser von anderen Sturmjägern untersucht wurde). Durch meine durchgeführten Untersuchungen im Fall Elsterwerda kann nun auch dieser Fall und damit ein weiterer Tornado als plausibel eingestuft werden (T3/F1). Weiterhin gibt es in einem riesigen Gebiet schwere Vegetationsschäden durch Fallböen von oftmals 120 bis >140 km/h, teils auch deutlich darüber (>170 km/h). Das Schadensausmaß ist enorm und das Unwetter ist das schwerste in der Region seit dem 24.05.2010 (Tornado Großenhain). Die Aufräumarbeiten werden Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern. Es ist zu betonen, dass ich nicht auf alle schweren Schadensgebiete eingehen konnte und daher eine Auswahl treffen musste.


 

© Michel Oelschlägel

Datum: 28. März 2024

                  

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